Mittwoch, 10. April 2019

mein erster flacher Straßenmarathon

Obwohl ich schon sehr lange Laufe und auch schon den ein oder anderen Ultratrail hinter mir habe, so bin ich noch nie einen flachen Straßenmarathon gelaufen. Über die Marathondistanz war das überhaupt erst mein zweiter Lauf und mein erster war ja beim Bilstein-Marathon 2016, allerdings gleich mit 1.100 Höhenmetern. Da ich absolut keinen Anhaltspunkt über eine mögliche Zielzeit hatte, habe ich mal meinen kürzlich aufgestellten 10 km-Rekord von 44:00 Minuten als Anhaltspunkt genommen. Diverse Laufzeitberechnungen erzählten mir was von unter 3:30 Stunden und so nahm ich die Herausforderung an.

kurz vor dem Start
Mein Training auf Geschwindigkeit im ebenen Flachland bezog sich bisher nur darauf die 10 km-Zeit zu verbessern, von einem Marathon ist das also weit entfernt und so richtig Lust auf den Marathon hatte ich ehrlich gesagt auch nicht. 3,5 Stunden pure Quälerei mit stupiden Tempo halten und bis zum Schluss auf die Zähne beißen. Ich habe mich damals aber angemeldet, da der 1. Werratal-Marathon gleich um die Ecke meiner Heimat war und ich mal testen wollte, zu was ich in der Lage bin.

1,5 Wochen vor dem Marathon absolvierte ich einen Halbmarathon-Testlauf über 21,1 km in 1:44 Stunde und da wusste ich schon, dass das auf die doppelte Distanz echt hart wird, aber machbar ist. Immerhin bin ich die Zeit nach der Arbeit im Training ohne Wettkampf-Adrenalin und -Anspannung gelaufen. Vor dem Rennen habe ich mir dann nochmal das Höhenprofil angeschaut und mir eine Renntaktik zurecht gelegt.

da ist man als Trailrunner schon etwas traurig, dass man unten auf der Straße rumläuft

Auf den ersten 10 km ging es stetig leicht von 230 auf 380 m über Normal Null nach oben, anschließend ging es kurz, aber heftig, nach unten. Am höchsten Punkt wurden wir von einer Straßenmarkierung "Höchster Punkt" begrüßt und danach ging es nur noch flach an der Werra entlang. Die ersten 10 km wollte ich also eher etwas langsamer angehen, so um die 5:00 min/km. Wie so oft habe ich mich daran aber nicht gehalten und das sollte ich später noch bereuen. Dabei lief ich eine Zeit sogar mit einem erfahrenen Läufer vom PSV Grün-Weiß Kassel, der die ersten Kilometer ebenfalls mit 5:00 min/km laufen wollte. Meine Uhr zeigte mir allerdings einen Pace von 5:10 min/km an und das war mir doch etwas zu langsam. Also ließ ich ihn hinter mir, was nicht besonders schlau war. Schon wenige Zeit später überholte er mich wieder.

Die Halbmarathondistanz war überhaupt kein Problem für mich und meine Uhr sagte mir selbst bei Kilometer 27 noch einen Zieleinlauf nach 3:28 Stunden voraus, allerdings merkte ich schon da, dass ich das Tempo wohl nicht halten werden kann. Nach 20,5 km bog ich zudem auf einen schönen Singletrail entlang der Werra ein, was mich nochmals pushte. Der Weg war echt schön - bewaldet und direkt neben der Werra - und ging auch durch ein Bärlauchfeld hindurch.

man sieht mir die Anstrengung an
Nach 27 Kilometern kam dann aber schon so langsam der Einbruch. Die Pausen bei den Versorgungsstationen wurden wesentlich länger als geplant und nach der letzten bei Kilometer 38 dachte ich mehrmals ans Aufgeben. Nach dieser letzten Versorgungsstation, an der ich mir eine Cola und einen Eistee gegönnt hatte, fiel es mir unheimlich schwer weiterzulaufen. Mein Tempo lag teilweise über 5:30 min/km und ich war sogar schon dabei ins Gehen überzugehen, aber ich riss mich nochmal am Riemen und biss auf die Zähne.

Nach 3:31:50 Stunden war die Quälerei dann endlich zu ende und ich verbrachte einige Minuten zusammengesackt und fix und fertig auf der Bordsteinkante. Das Aufstehen war mit einer ungemeinen Anstrengung und Qual verbunden und ich legte mich dann auf die Wiese neben dem Zieleinlauf, denn ein weiterer befreundeter Läufer, den ich nur am Start kurz sah und mit dem ich unter anderem auch den Urwaldsteig um den Edersee bezwingen wollte, müsste auch bald eintrudeln. Erst bei der Siegerehrung, bei der ich auf einen Platz auf dem Siegertreppchen meiner Altersklasse gehofft hatte, wurde er als Zweitplatzierter meiner Altersklasse aufgerufen. Er war tatsächlich bereits nach 3:09 Stunden im Ziel, ich habe ihn also deutlich unterschätzt. Ich wurde nur vierter und verpasste so den Sprung auf das Treppchen.

42 km - 306 Höhenmeter - 3:30 h (Nettozeit abzügl. Verpflegungsstopps)

Bei der Siegerehrung unterhielt ich mich noch etwas mit dem Läufer vom PSV Grün-Weiß Kassel und holte mir unter anderem einige nützliche Tipps bezüglich der Regeneration ein. Leider hatte ich weder Sauna, noch Eisbeutel, eine heiße Badewanne oder die Blackroll dabei. Bei letzterem müsste es wahrscheinlich auch eher heißen zum Glück. ;-)

Ob ich mir nochmal so einen Straßenmarathon antun werde weiß ich nicht. So viel Schönes wie auf längeren Trailläufen war nämlich nicht dabei und wie bereits gesagt hieß es die ganze Zeit nur Tempo halten und auf die Zähne beißen. Die Organisation und die Strecke war für einen Straßenmarathon(!) aber absolut erstklassig. Man lief, wie der Name schon sagt, durch das Werratal und als Trailläufer war man schon das ein oder andere Mal etwas traurig, dass man nicht oberhalb der Klippen unterwegs war.

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