Endlich sollte es soweit sein, meine erste olympische Distanz stand an, nachdem diese schon lange auf meiner To Do-Liste stand und der WerraMan 2020 wegen Corona abgesagt wurde. Seitdem gab es keinen Versuch mehr, mich auf diese Distanz vorzubereiten oder an einer teilzunehmen. Nachdem ich die Anmeldung für den CherryMan verpasst hatte, meldete ich mich letztendlich für den Twistesee-Triathlon an und dann gleich für die olympische Distanz, wenn diese schon angeboten wird.
Wie bereits berichtet, gab es 48 Stunden vor dem Triathlon ein riesengroßes Tohuwabohu. Das ist jetzt, Sonntagmorgen, aber alles vergessen. Meinen Neoprenanzug hatte ich um 8:00 Uhr bereits in der Hand und ich machte mich auf den Weg nach Wetterburg bei Bad Arolsen. Ich war auch 10 Minuten vor der Wettkampfbesprechung vor Ort und hatte keinen großen Stress beim Check-In, bis auf...
Man fand mich zunächst nicht auf der Starterliste, aber groß beunruhigt hat mich das nicht. Mir war schon irgendwie klar, dass ich bei dem ganzen Durcheinander vielleicht nicht gleich zu finden sei. Ich stand auf einer gesonderten Liste bei dem Kollegen, mit dem ich per E-Mail meinen Startplatz noch klar gemacht hatte.
Dann kam der Rad Check-In und der Wettkampfrichter hat sich meinen 15 Jahre alten Helm ganz genau angeschaut. Dieser ist schon ziemlich ramponiert hat auch einen kleinen Riss an der Außenhülle. Da dieser aber nicht durchgängig ist, hat man mich durchgelassen, aber ich solle mir doch mal einen neuen Helm besorgen. 🥵
Nun hieß es bis zum Start warten, das war aber alles sehr kurzweilig. Da ich nicht so oft an Triathlons teilnehme, ist alleine das ganze Bereitlegen in der Wechselzone schon aufregend genug für mich. Dann kam auch noch der Neoprenanzug zum Einsatz. Es ist bestimmt schon über 10 Jahre her, als ich das letzte und erste Mal mit einem Neoprenanzug geschwommen bin. Und das war nur im Training im Edersee, ohne anschließenden Zeitdruck in der Wechselzone, und mit einem richtigen Triathlonanzug. So ein Taucheranzug, wie er heute zum Einsatz kam, ist dann doch etwas anders. Zunächst starteten aber die Volkstriathlon-Frauen und -Staffeln und anschließend die -Männer.
Der Startschuss für mich und die anderen Teilnehmer der offenen Klasse, also ohne Ligazugehörigkeit, fiel um 9:50 Uhr. Es lief erstaunlich gut, auch wenn ich gerade zu Anfang immer wieder einen Fuß in der Hand oder selber Hände an den Füßen hatte. Das lässt sich bei so einem Massenstart im Wasser nicht verhindern und ist der Triathlet eigentlich auch gewöhnt. Ich habe die letzten Wochen ein paar Mal im Schwimmbad trainiert, was sich aber ganz und gar nicht mit dem Freiwasserschwimmen vergleichen lässt. Alleine die Orientierung so ohne Fliesen und Markierung auf dem Boden ist etwas umständlich, zum Glück war das Wasser aber angenehm ruhig. 1500 m sollten bewältigt werden und das bin ich auch schon seit über 10 Jahren nicht mehr am Stück geschwommen. Dafür lief es aber erstaunlich gut. Ich hatte nicht einmal das Bedürfnis, auch wenn es zwischenzeitlich mal hart wurde, eine Pause einlegen zu müssen. Der Ausstieg aus dem Wasser, nachdem man die ganze Zeit in der Waagrechten verbracht hatte, war auch sehr nervenaufreibend. Ich kam zunächst gar nicht auf die, ehrlich gesagt aber auch ziemlich hohe, erste Stufe und mir wurde leicht schwummrig. Bereits auf dem Weg zur Wechselzone versuchte ich dann den Neoprenanzug zu öffnen, was mir genau wie das Ausziehen an sich bei der Trockenübung noch wesentlich leichter gefallen ist.
In der Wechselzone lag dann alles bereit. Ich konnte spontan entscheiden, was ich anziehen würde. Wegen der frischen Temperaturen lagen Armlinge und eine dünne Jacke bereit, ich beließ es aber bei einem normalen Laufshirt. Alles andere wäre bei der nassen Haut viel zu umständlich gewesen überzuziehen. Nun stand die größte Herausforderung an: Das Radfahren. Warum ich da so schlecht bin, kann ich nicht mal sagen. Ich fahre viel mehr Rad als dass ich schwimme, aber es ist halt was anderes, wenn man mal an die Arbeit pendelt oder 40 km im Wettkampfmodus unterwegs ist und anschließend noch laufen soll. Beim Schwimmen kommt es sehr stark auf die Technik an und die habe ich zum Glück drauf. Ich war ja mal eine Zeit lang beim WVC Kassel und hatte sogar mal ein Wochenendcoaching unter Lother Leder.
Während ich beim Schwimmen noch erstaunt darüber war, dass es so gut lief und ich komplett durchkraulen konnte, gab es beim Rad fahren keine Überraschung. Ich wurde oft überholt und versuchte immer wieder an meinem Vordermann dran zu bleiben. Die Radstrecke hatte es mit welligen 750 Höhenmeter aber auch ganz schön in sich. Als ich 10-15 km vor dem Ziel von einer Dame überholt wurde, schwor ich mir, an dieser dran zu bleiben. Pustekuchen! Auch wenn ich immer wieder an sie ran kam, war sie auf einmal komplett aus meinem Blickfeld verschwunden. 🤷♂️
Die nächste Station in der Wechselzone verlief dann ohne Probleme, hier mussten ja nur die Schuhe getauscht werden. Kein eng anliegender Neoprenanzug pappte an mir und auch kein Abtrocknen war nötig. Nur aus dem Laufshirt schlupfte ich wieder raus und lief mit meinem Trisuit (einteiliger Triathlonanzug für das Schwimmen, Radfahren und Laufen) weiter, da es doch etwas wärmer wurde.
Nach den 40 km auf dem Rad fragte ich mich, wie ich jetzt noch 10 km laufen solle. Meine Oberschenkel brannten und ich lief zunächst wie auf Eierschalen. Nach einigen Metern gewöhnte sich meine Muskulatur aber wieder an das gewohnte Laufen und ich konnte ein bisschen schneller unterwegs sein. Nichtsdestotrotz war es aber natürlich etwas anderes, als wenn ich zuvor nicht schon Schwimmen und Radfahren in den Armen und Beinen gehabt hätte. Beim letzten Anstieg vor dem Ziel tauchte sie dann wieder auf: Die Dame, die mich auf dem Rad abgehängt hatte. 😅 Während sie die steile Steigung ging, trabte ich dort etwas schneller hinauf und überholte sie. Dann legte sie aber einen Gang zu und überholte mich kurz vor Ende der Steigung wieder. Dann kam der Zielsprint und ich war hochmotiviert und alle Schmerzen waren vergessen. Ich gab Gas und hatte auf den letzten Metern teilweise einen Pace von deutlich unter 4 min/km auf der Uhr. Aber dann passierte es, ein Mädchen trat auf die Rennstrecke und ich habe sie volle umgerannt. Ihre Mutter war dort als Helferin eingeteilt, sie selber hat wohl auch bei der Getränkeausgabe ausgeholfen, und ich realisierte ziemlich schnell, dass nichts passiert ist. 🥵 Ich gab also weiter Gas und ließ meiner persönlichen Endgegnerin in Form der Dame - nun hinter und nicht wie beim Radfahren vor mir - keine Chance. Natürlich ging ich direkt nach dem Zieleinlauf noch einmal zurück auf die Strecke und erkundigte mich bei dem Mädchen. Es war wirklich alles okay und es ist nichts passiert. 👍
Ich wurde 52. beim Schwimmen, 68. beim Radfahren, 48. beim Laufen und 60. insgesamt von 97 Starter*innen. Eigentlich recht ernüchternd, aber wenn man bedenkt, dass ich alle 1-2 Jahre mal an einem Triathlon teilnehme, so gut wie kein Radfahren trainiere und vielleicht 2-3x im Jahr schwimmen gehe, ist das doch recht passabel. Ich gehe mal davon aus, dass die Konkurrenz, die bei der olympischen Distanz startet, obwohl sie auch die Möglichkeit hätte die Volksdistanz zu absolvieren, doch schon etwas trainierter ist.
Ergebnisse: Ergebnis_5_Triathlon_Twistesee2025 (ihr findet mich auf Platz 55 unter den Männern)
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