Montag, 16. Juli 2018

Klettereinlagen durch Baum-Mikado-Waldwege (mit Video)

Da meine Freundin und ich das Wochenende bei Freunden in Felsberg verbracht haben, dachte ich mir, ich schau mir mal die Wanderwege in meiner alten Heimat Spangenberg an. Nach kurzer Internetrecherche war für mich klar, dass ich von Melsungen aus einen Rundweg starte und das Spangenberger Schloss mitnehme. Ich habe mal ca. drei Jahre in Spangenberg gewohnt, meine Großeltern ganz in der Nähe und trotzdem war ich noch nie bei dem Schloss.

Kirche in Adelshausen
Die Strecke betrug etwas über 30 km durch unbekanntes Gebiet, so musste ich mir auf gpsies.com mal wieder eine Strecke zurechtbasteln. Die ersten Meter vom Melsunger Waldschwimmbad Richtung Adelshausen waren auch recht vielversprechend. Es ging direkt auf einen Singletrail durch den Wald und erstmal bergab Richtung Adelshausen. Kurz hinter Adelshausen ging es aber schon los, dass mir die auf gpsies.com angezeigten Wege gar nicht (mehr?) existieren und ich erst über eine leere Kuhwiese gehen und dann über einen Stacheldrahtzaun klettern musste. Der Weg kurz danach war von umgestürzten Bäumen versperrt und dort kam es also schon zu ersten Klettereinlagen. Das war aber erst ein kleiner Vorgeschmack auf das, was mich später noch erwarten sollte.

Der gesamte Weg bis nach Spangenberg war ziemlich unspektakulär. Es gab keine Singletrails und ich bewegte mich die ganze Zeit auf befestigten Waldwegen. Eigentlich war auch eine kleine Mountainbikestrecke eingeplant, aber die habe ich beim Erstellen der Strecke wohl vergessen mit einzubeziehen. Trotzdem genoss ich den Lauf, da ich bei meinen Läufen bisher noch nie so wenig Menschen gesehen habe und so viel Ruhe genießen konnte. Nur einmal hörte ich ein Flugzeug, ansonsten war es bis auf die Geräusche aus der Natur wirklich absolut ruhig.

Am Eingang zu Spangenberg dann der nächste Routenfehler. Ich stand vor einem verschlossenen Tor mit dem Hinweisschild Privatgrundstück. Hier musste ich dann einen über 2 km langen Umweg in Kauf nehmen, um wieder auf meine eigentliche Route zu gelangen. Das war aber nicht weiter schlimm, da die Strecke endlich mal wieder über weniger befestigte Wege ging. Auch hier musste ich dann aber wieder auf eine Wiese ausweichen und mich durch Gestrüpp kämpfen, da der Weg mal wieder von umgestürzten Bäumen versperrt war.

und hoch zum Schloss
Als ich dann am Fuß des Spangenberger Schlosses stand, hatte ich schon 20 km auf der Uhr und fühlte mich noch topfit. Bei dem kurzen Aufstieg von 300 m zum Schloss hinauf spürte ich die 20 km aber deutlich und ich war echt fix und fertig, als ich oben war. Hier habe ich eine Runde um den Schlossgraben gedreht und bin dann auf der anderen Seite wieder runter. Hier dann auch wieder ein schöner Singletrail, den ich auch hätte abkürzen können. Da ich aber sehr wenig mit solchen Wegen in Berührung kam, habe ich den kleinen Umweg von ca. 600 m gerne in Kauf genommen. Hier war die Anstrengung vom Aufstieg auch schon wieder verflogen.

Nun sollte der letzte böse Aufstieg kommen, vom dem ich schon gelesen hatte. In einem Trailrunningblog hat der Verfasser gemeint, dass er demjenigen, der diesen Weg hochjoggen würde, einen eigenen Blogeintrag widmen würde. Als ich vor der Steigung stand wusste ich auch wieso, denn hier ging es wirklich böse bergauf. Auf ca. 1,4 km sollte man 180 Höhenmeter überwinden. Auf dem Weg nach oben traf ich dann auf zwei Frauen mit zwei kleinen, jungen Hunden. Die Hündchen sind mir dann gefolgt und haben vor mir umhergetollt. Da sie nicht auf die Rufe hörten und mir immer weiter folgten, habe ich irgendwann umgedreht und die Hündchen wieder bei ihren Frauchen abgeliefert. Also wieder den Weg hoch...

Als wenn dass noch nicht genug wäre, lagen wenige Meter weiter wirklich viele, viele, viele große Bäume kreuz und quer über den Weg. Sowas habe ich noch nicht erlebt, zumindest nicht mitten auf einem offiziellen Wanderweg. Der Sturm Friederike ist nun ja auch schon ein halbes Jahr her, da hätte man das alles doch mal entfernen können?! Jetzt durfte ich also nach 24 km Trailrunning hier umherklettern und mir irgendwie einen Weg durch dieses Mikado suchen. Das hat wirklich jede Menge Energie gekostet und war verdammt anstrengend. Ich bin gekrabbelt, 20 m nach rechts, 20 m nach links vom Weg abgekommen, in zwei Metern Höhe über Baumstämme balanciert und von Baumstamm zu Baumstamm gesprungen. Und das nicht nur über ein paar Bäume ein paar Meter, sondern wirklich über zig und einige hundert Meter.

das und noch viiiiiiiiel mehr lag so tatsächlich mitten auf dem Weg

Der Weg an sich blieb weiterhin wenig anspruchsvoll und unspektakulär. Ca. 90% des Laufes ging über befestigte Waldwege und im Endeffekt war ich aufgrund der Strapazen darüber vielleicht auch ganz froh. Trotzdem bin ich in der Hoffnung, nochmal auf schöne Trails zu stoßen, vor Melsungen eine Schleife gelaufen. Die hat leider nichts gebracht, der Weg wurde nur ganz leicht unbefestigter. Dafür lagen hier dann aber wieder jede Menge Bäume auf dem Weg und irgendwann hatte ich die Schnauze voll. Eigentlich hätte ich weiter geradeaus laufen und dann scharf nach links abbiegen sollen, aber da ich auf der anderen Seite der Schlucht den zu laufenden Weg schon sah, bin ich hier runter und auf der anderen Seite wieder hoch. Da haben mich auch die 80% Gefälle nicht mehr von abgehalten.

Kurz vor Melsungen habe ich dann aber eine kleine Abkürzung genommen, weil ich echt fix und fertig war. Anstatt hier noch eine kleine Schleife zu laufen, bin ich einfach gerade aus über den vor mir liegenden Singletrail direkt Richtung Waldschwimmbad gerannt, wo ich mir erstmal eine Cola gegönnt habe.

Ich biete bei Facebook ja immer an, dass mich jemand begleiten kann. Diesmal war ich aber ganz froh, dass ich alleine war. Die Strecke war bis auf die Ruhe nicht besonders schön und dieses Geklettere hätte bestimmt auch nicht jeder mitgemacht.

31,5 km - 3:30 h - 1034 Höhenmeter

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