Freitag, 1. März 2019

Der Jokertrail plus Demontrail (67 km mit 3.000 Höhenmeter) und die letzten Tage davor

Eine Woche vor dem Jokertrail habe ich mich mal wieder mit den Stöcken beschäftigt. Ich habe mir nochmal YouTube-Videos angeschaut und mir eine Strecke zurechtgelegt, welche ich beim Lebensbogen-Ultra kennengelernt habe. Über eine kleine Runde über den hohen Dörnberg kann man doch ganz gut Höhenmeter sammeln, am Ende kamen so nach 18 km 900 Höhenmeter zusammen.

Früher hatte ich ja immer das Problem, dass mein Puls beim Stockeinsatz so in die Höhe schnellte. Kein Wunder, wenn man aus dem Straßenmarathon kommt, eine Schrittfrequenz von um die 180 Schritte/min auf's Parkett legen und dabei die Arme samt Stöcken "richtig" einsetzen möchte. Bei meiner letzten Stocktrainingseinheit vor dem Jokertrail habe ich dann endlich ein richtiges Gefühl für die Stöcke bekommen und mich darauf festgelegt, dass ich die Stöcke auf jeden Fall mitnehmen werde.

Was das Problem mit dem Transport betrifft, habe ich auch schon eine halbwegs passable Lösung gefunden. Erstmal werde ich sie mir seitlich in den Rucksack stecken. So bekomme ich sie gut heraus, aber keinesfalls wieder dort hinein, ohne den Rucksack abzunehmen. Also sah mein Plan wie folgt aus: Die ersten 52 km mit 2.000 Höhenmeter (Jokertrail) packe ich die Stöcke erst gar nicht an und erst auf den letzten 15 km mit nochmal 1.000 Höhenmeter (Demontrail) kommen sie dann zum Einsatz, um mich auf der letzten harten Runde nochmal zu unterstützen.

Montag und Mittwoch war ich nochmal für ein paar ganz lockere Läufe beim Lauftreff (10-12 km mit 6 min/km und langsamer) und Freitagmorgen bin ich 7,5 km zur Arbeit gejoggt. Anschließend hat mich meine Freundin dann an der Arbeit abgeholt und es ging direkt nach Heidelberg, wo einen Tag später der Jokertrail stattfinden sollte. Wir waren gegen 17 Uhr in Heidelberg, wo ich mich erstmal bei der Lauforganisation gemeldet habe und wir vor der Wettkampfbesprechung um 19:30 Uhr noch was essen waren.

Der Lauf unterschied sich schon etwas von meinen bisherigen Trailwettkämpfen: Es gab keine Streckenmarkierung! Das war zwar beim Lebensbogen-Ultra auch schon so, aber da kannte ich mich aus und es war ja auch nur eine 10 km-Runde. Der Jokertrail mit dem Demontrail-Zusatz ging aber 67 km kreuz und quer durch mir unbekanntes Gebiet. Ich habe mir also extra kurz vorher noch ein Garmin GPSMAP 64s-Navigationsgerät gekauft und mir zusätzlich die Strecke noch als Wurmlinie auf meiner Uhr anzeigen lassen. Meine größte Sorge war eigentlich, dass ich mit meinem Navigationsgerät nicht zurecht komme, da ich es ja bisher noch nicht genutzt habe und ich die Bedienung schon etwas schwierig finde. Aber ich musste mir ja nur die Karte und die GPS-Route anzeigen lassen, das habe ich noch hinbekommen.

am Ende der Himmelsleiter
Anfangs hieß es eh nur sich in die Schlange einzureihen und der Meute zu folgen. Nach nicht mal 2 km kam dann schon das erste große Hindernis: Die Himmelsleiter lag vor uns. Über 1 km mit 300 Höhenmetern ging es hier über 1.200 Natursteinstufen steil nach oben. Ans Überholen war hier nicht zu denken und daran hatte ich hier auch gar kein Interesse. Wer das hier schon zu schnell angeht und sein Pulver verschießt, der wird es gegen Ende ganz, ganz schwer haben.

Am Ende der langen Treppe befanden wir uns auf dem Königstuhl, von wo aus es gleich wieder stark bergab hinunter zum Wolfsbrunnen in Schlierbach ging und von dort aus wieder hoch auf den Auerhahnenkopf. Dann ging es auch schon wieder hinunter bis fast zur Neckar, wo es dann auf einen kleinen Trail ging. Wäre ich da nicht mit einer Gruppe unterwegs, die die Strecke schon kannte, hätte ich hin bestimmt übersehen und so auch einige Höhenmeter gespart. Aber wir sind ja nicht hier um Höhenmeter zu sparen, sondern um genau diese zu bewältigen!

Nachdem wir die letzten Höhenmeter auf diesem Trail hinter uns hatten, ging es geradewegs hinunter zur Neckar und nach Ziegelhausen, wo der erste Verpflegungspunkt schon auf uns wartete. Wir mussten an einem Bahnübergang allerdings erstmal anhalten um einen vorbeifahrenden Zug durchzulassen. Wir überlegten kurz einen kleinen Umweg über die Unterführung zu nehmen, entschieden uns aber dagegen. Nicht sehr viel später trudelte der Zug dann auch ein.

Am Verpflegungspunkt hatte ich keine Ruhe, ich wollte gleich weiter. Allerdings dauerte es, bis man meinen Namen auf der Liste abgehakt hatte. Vor mir standen nämlich noch einige andere Leute, die ihren Namen nannten und der auf der Liste gesucht wurde. Beim anschließenden Aufstieg zum Tanzplatz kam es auch schon zum ersten Hindernis. Vor mir stand ein Schild, dass der Weg wegen Baumarbeiten gesperrt sei. Ich schaute auf meinem GPS-Gerät schon nach einer anderen Route und wurde auch fündig. Der Umweg wäre vielleicht keine 200 m lang gewesen, aber als alle anderen trotzdem den Weg gingen, ging ich ihn auch.

kurz vor dem langen Kirschbaum
Bis zum nächsten Verpflegungspunkt am langen Kirschbaum, welcher zweimal angelaufen, gab es keine nennenswerten Vorkommnisse. Nachdem ich dann auch Wilhelmsfeld passiert hatte, musste ich nach einem Wanderkindergarten einige umgestürzte Bäume umgehen und als wir den Verpflegungspunkt am langen Kirschbaum das zweite Mal passierten, folgte ich zunächst dem falschen Weg. Das bemerkte ich aber ziemlich schnell und sah auf der Karte auch sofort, dass ich gleich rechts abbiegen muss und so wieder auf den richtigen Weg treffen werde.

Nach 48 km zog ich dann schon meine Stöcke aus dem Rucksack, denn jetzt kam nochmal ein kleiner Anstieg, bevor es runter nach Heidelberg und dann zum Demontrail ging. Dieser hatte auf 15 kam nämlich nochmal 900 Höhenmeter und meine Beine wollte ich da so gut es ging schonen. Am Verpflegungspunkt in der Lotte traf ich dann auf einen Läufer, den ich auf dem Jokertrail schon öfters begegnet bin. Er wollte schon los, ich musste aber erstmal noch eine Kleinigkeit zu mir nehmen.

Auf dem Jokertrail waren es mir zu wenig Singletrails, aber der Demontrail war wirklich eine geile Extrarunde. Zunächst kamen wieder ein paar Treppen, aber zum Glück nicht annähernd so viele wie bei der Himmelsleiter. Nach dem ersten Downhill und beim nächsten Anstieg, der sich im Zick-Zack den Berg nach oben wand, traf ich dann auch wieder auf den anderen Läufer. Wir sollten uns im Laufe des Demontrails immer wieder begegnen. Er war bergauf schneller als ich, dafür lag ich beim Downhill wieder vorne.

Nach den ersten kleineren Up- und Downhills ging es lange bergauf zum Stickelsplatz, welchen wir auf dem Jokertrail schon passiert hatten. Diesmal nahmen wir aber einen anderen Weg. Nicht den breiten Forstweg, sondern einen geilen Singletrail. Es ging wieder richtig weit nach unten bis kurz oberhalb der Neckar und schon ging es wieder steil bergauf auf den Heiligenberg. Das war abgesehen von den Treppen der steilste Uphill des Tages. Der Weg war ein betonierter Fußweg und ich verfluchte den Organisator für diese Gemeinheit nach bereits 61 gelaufenen Kilometern.

Von hier aus ging es also wieder steil bergauf - bis in die Thingstätte, wo man abermals vor einigen Treppenstufen stand. Ich haderte kurz mit mir, nahm die Stufen dann aber in Angriff. Oben angekommen stand ich auch schon auf dem Heiligenberg, wo ich meinen Rucksack abnahm um die Stöcke wieder zu verstauen. Aus dem Nichts tauchte plötzlich der andere Läufer wieder auf, den ich eigentlich schon lange abgehängt glaubte. Selbst auf den langen Zick-Zack-Wegen hinauf zur Thingstätte sah ich ihn nicht. Ich ließ ihn weiterziehen und aß noch meinen angefangenen Riegel weiter.

Nach wenigen hundert Metern holte ich den anderen Läufer wieder ein und wir blieben fast die ganze Zeit bis zu dem berühmten Schlangenweg an der berühmten alten Brücke zusammen. Bergab lief ich ihm davon, das letzte kleine Stück bergauf holte er mich wieder ein. Ich musste aber auch immer wieder kurz stehen bleiben und mich orientieren, während er mir einfach folgen musste. Den Schlangenweg hinab nahm ich ihm aber wieder fast 2 Minuten ab und so holte er mich auch nicht mehr ein, als ich an einer roten Fußgängerampel halten musste. Ich dachte zunächst daran auf ihn zu warten und mit ihm gemeinsam ins Ziel zu laufen, aber er war außer Sichtweite. Von hier aus waren es nur noch 500 m bis ins Ziel, wo ich dann noch vor dem Zieleinlauf meine Freundin begrüßte, welche schon auf mich wartete.

Wie immer war dieser Lauf ein Auf und Ab, aber so richtig down war ich nicht ein einziges Mal. Wenn ich mal einen kleinen Hänger hatte, dann sagte ich mir, dass es bisher immer weiter ging und es auch wieder bergauf geht. Psychisch gesehen, nicht wortwörtlich. Da liegt mir bergab nämlich wesentlich besser. Im Nachhinein muss ich sagen, dass alles halb so wild war. Vielleicht hätte ich die ein oder andere Strecke auch schneller laufen können, aber das kommt mit der Erfahrung. Zurzeit hebe ich mir meine Energie lieber für das Ende auf, falls es nochmal schwieriger werden sollte. Ans Limit gegangen bin ich bei solchen Läufen bisher noch nicht. Außer beim Lebensbogen-Ultra, wo ich anfangs zu schnell unterwegs war und sich das später rächen sollte.

Zwei Tage später trudelten dann auch die offiziellen Ergebnisse ein. Beim Jokertrail wurde ich standesgemäß 23. von 119 Starter/inne/n. Beim Demontrail dann die riesen Überraschung. Platz 2 von 29! Allerdings auch mit einem Rückstand von über 1,5 Stunden auf den Erstplatzierten. Auch Fotos von mir fand ich und ich musste mal wieder mit Erschrecken feststellen, dass ich immer nur denke, dass ich im Vorderfußlaufen unterwegs bin. (siehe zweites Foto oben)

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