Montag, 26. März 2018

Rennen im Elbsandsteingebirge - 4. und letzter Tag

Nachdem wir die letzten Tage schon über 50 km gelaufen sind, sollte zum krönenden Abschluss nochmal eine 30 km-Runde gelaufen werden. Geführt wurden wir von einem Local aus dem Willpower-Team. Wer es vielleicht noch nicht ganz mitbekommen hat: Das Willpower-Team ist eine wahre Inspiration für mich und so habe ich auch gerne schon den ein oder anderen Euro in deren Onlineshop gelassen. Außerdem gefällt mir deren Auftreten und Style, aber da gibt es sicherlich auch andere Meinungen.

Aussichtsturm Weifberg
Als ich das erste Mal näheren Kontakt zu einem ambitionierten Trailläufer hatte, wusste ich noch gar nicht, dass dieser auch dem Willpower-Team angehört. Als ich das herausgefunden habe, war ich schon etwas nervös. Als dieser mich dann auch noch zu diesem Laufwochenende im Elbsandsteingebirge mit allerhand erfahrenen und ambitionierten Trailläufern einlud, war ich noch nervöser und total baff. Man kann es sich vielleicht so vorstellen, als wenn man als Kreisliga-Fußballer von Stefan Kuntz zu einem Trainingswochenende im Kreise der deutschen U21-Nationalmannschaft eingeladen werden würde. Jogi Löw und A-Nationalteam wäre dann vielleicht doch zu viel des Guten gewesen. ;-)
Immerhin kannte er meinen Leistungsstand und mir war auch im Vornhinein klar, dass ich wohl der unerfahrenste und „schlechteste“ Läufer an diesem Wochenende sein werde. Das bemerkte ich vor allem auf den letzten Kilometern heute, war an diesem entspannten Laufwochenende aber wohl zum Glück für keinen ein Problem, da ich - wenn meist auch als Schlusslicht - auch immer ganz gut mitgehalten habe.

Auf der letzten Tour bin ich an einem wunderschönen Trail entlang eines Baches nach wenigen Kilometern leider schon wieder leicht umgeknickt, so dass ich wieder Schmerzen im Fuß hatte. Diesmal hat es auch etwas länger gedauert, bis ich den Schmerz rausgelaufen habe. Leider war für mich ein großer Teil dieser Tour leider kein Sahne schlecken und so richtig freuen über den wunderschönen Trail konnte ich mich nicht immer. Nach ca. 12 km hatte ich auch schon mein erstes richtiges mentales Tief. Da merkte ich dann, dass mir die letzten Tage noch ganz schön in den Knochen hingen. Es ging innerhalb von 4 km von 360 auf 580 Höhenmeter nur Berg auf (alleine auf dem letzten Kilometer galt es 160 Höhenmeter zu überwinden) und den steinigen Downhill anschließend konnte ich wegen meiner leichten Schmerzen und meinem ängstlichen Laufstil auch nicht wirklich genießen.

Auf dem Gipfel des Wolfsbergs nach ca. 15 km musste ich auch das erste Mal Wasser lassen und ich erschrak, als mein Urin rotbraun war. Das Thema hatte ich glaube schon mal irgendwo aufgeschnappt, aber so recht daran erinnern konnte ich mich nicht mehr. Ich habe es zunächst mit einem Salzmangel in Verbindung gebracht, dann anders als sonst, hatte ich dieses Wochenende nicht einmal Salz in meine Trinkblase gemischt. Das habe ich irgendwie total vergessen und da ist mir auch aufgefallen, dass ich die ganzen letzten Tage ziemlich wenig Salz zu mir genommen habe. Allerdings stellte sich das später als halb so schlimm heraus und es handelte sich wohl nur um eine harmlose Marsch-Hämoglobinurie.

in der böhmischen Schweiz
Auch meine Zehen mussten die letzten Tage ganz schön leiden und hier ging es teilweise richtig steil Berg ab. Normalerweise rutsche ich solche Downhills im Laubwald um den Kasseler Bergpark immer hinab, der Untergrund hier lud aber nicht unbedingt zum Rutschen ein. So taten meine Zehen immer mehr weh und eventuell werde ich den rechten großen Zehennagel auch noch verlieren. Der Nagel hatte sich schon vom Nagelbett gelöst und mittlerweile ist er blau unterlaufen. Aber auch das ist nicht weiter schlimm und unter den Läufern ein weit verbreitetes Problem.

Auch wenn es langsam schon wieder wärmer wurde, so war von wirklicher Wärme noch lange nicht zu sprechen. Das Wasser im Schlauch meiner Trinkblase ist teilweise eingefroren und so hatte ich schon manchmal Probleme an Wasser zu kommen. Mit viel saugen, pusten und Schlauch knicken ging es aber und auch mein Bart ist trotz zwischenzeitlicher Eiszapfen nicht abgebröselt. An Nahrung zu kommen war auch nicht so leicht wie sonst, da meine Energieriegel schon leicht gefroren waren und das Kauen wirklich anstrengend war und keinen Spaß gemacht hat. Ansonsten esse ich nämlich echt gerne.

Nach ca. 22 km waren die anfänglichen Strapazen aber schon wieder vergessen und wir liefen einen wunderschönen Singletrail entlang. Ich fühlte mich, als wenn mein Akku wieder aufgeladen wäre und ich wieder von neu beginnen könnte. Die letzten Kilometer waren dann aber wieder die Hölle und da fragt man sich dann, warum man sich das überhaupt antut. Als ich dann aber auf der Heimfahrt im Auto dieses Wochenende Revue passieren ließ, wusste ich, dass das nicht mein letztes und längstes Laufwochenende bleiben wird - egal ob mit oder ohne so einer fantastischen Laufgemeinschaft.

Für mich war es wirklich was ganz besonderes neben so erfahrenen und erfolgreichen Läufern und Läuferinnen zu laufen und zu sitzen. Ich habe deren Tipps aufgesogen und ihnen bei ihren Storys an den Lippen geklebt. Jetzt weiß ich auch, dass Ultraläufer nur Menschen sind.


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