Sonntag, 10. Juni 2018

Adidas Terrex 25k, Downhillmonster, kraftraubende Wettkämpfe...


Nach meinem Trailrace-Debüt letzten Sonntag sollte nur sechs Tage später noch eine Schippe draufgelegt werden. 5 km und 250 Höhenmeter mehr sollten es beim Adidas Terrex 25k Trail Race während des Keswick Mountain Festivals werden. Wir haben uns das Festival ja bereits am Vortag angeschaut und wollten diesen Abend eigentlich wieder hin, aber dazu waren wir beide nicht in der Lage. Ich kaputt und Freundin krank.

Die Nacht hatte ich wenig geschlafen, auch weil in meinem Laufrucksack einiges eingepackt werden musste und ich mir nicht sicher war, ob ich wirklich alles eingepackt hatte. Auf der Homepage stand was von Erste Hilfe-Set, wasserdichter Kleidung, Essen, Trinken, Handy, Pfeife, Handschuhe, Mütze... Mal im ernst, es sind nur 25 km und das Wetter war richtig toll. In den finalen Renninformationen stand dann plötzlich auch nur noch, dass empfohlen wird, diese Dinge mitzunehmen. Von einer Pflicht war hier nicht mehr die Rede, nur Trail- und keine Straßenschuhe sollten es schon sein. Also habe ich die wasserdichte Kleidung erstmal in einen extra Rucksack gepackt und hätte die bei Bedarf halt noch migenommen, dem war aber nicht so. By the way: Ich habe auch genügend Läufer mit Straßenschuhe und komplett ohne Rucksack oder Gürteltasche gesehen.

Start-/Zielbereich, kurz vor dem Start
Nach dem Erfolg von vor sechs Tagen hatte ich schon eine Zielzeit von 2:30 Stunden vor Augen, aber unter 3 Stunden sollte ich auf jeden Fall bleiben. Ich hatte mich damals für den Startblock mit einer Zielzeit von 3:10 bis 4:00 Stunden registriert, da ich ja auch nicht so richtig wusste, wie ich mich bis dahin entwickele und was dort genau auf mich zukommt. Die Blockeinteilung war eh etwas komisch, so startete der gemächliche Block (über 4 Std.) vor den etwas schnelleren Läufern, unter denen ich mich befand. Das sollte mir später auch noch etwas Zeit kosten.

oberhalb von Derwent Water
Ich war also etwas überrascht, als ich ziemlich schnell die Führung in meinem Block eingenommen hatte. Erst war noch eine Frau vor mir, die sich dann aber bald die Schuhe binden musste, und dann joggte auf dem ersten Uphill noch einer Läufer an mir vorbei, während ich schon zum Powerhiking übergegangen war. Ich wusste aber, dass ich den noch einholen werde, da dieser nur gewöhnliche Straßenlaufschuhe an hatte und ich daraus schloss, dass er wenig bis gar keine Trailerfahrung hatte. So kam es dann auch, dass ich bald darauf im Powerhike an ihm vorbei ging, während er noch am Joggen war - irgendwie.

hier blieb ich dann tatsächlich mal für 1-2 sec stehen
Auf den schmalen Trails kam es leider immer wieder zu stockendem Verkehr, aber die langsameren Läufer haben fast immer brav Platz gemacht, wenn es denn ging. Jetzt rächte es sich, dass ich mich nicht für einen schnelleren Block registriert hatte, die nämlich allesamt vor dem gemächlichen Block gestartet sind. Hier kam dann auch wieder mein Ehrgeiz zum Vorschein, den ich bei Wettkämpfen leider nicht einfach ablegen kann. Der Ärger war aber nur von kurzer Dauer, den die Strecke war echt schön und sehr anspruchsvoll. Wesentlich anspruchsvoller als die in Coniston, da hier teilweise sehr viel mehr Steine und Geröll auf den Wegen lagen und die Trails wirklich teilweise richtige Singletrails waren.

Downhills machen Spaß, wie man sieht
Wie man oben auf dem Streckenprofil schon sehen konnte, sollten bereits über 600 Höhenmeter auf den ersten 10 km zurückgelegt werden. Die restlichen 15 km ging es dann eher wellig mit einer kürzeren Steigung bei Kilometer 16 zurück zum Festivalgelände. Aber hier musste ich dann doch schon einige Steigungen gehen, welche ich sonst ohne Probleme joggend hinter mich lasse. Während ich in Coniston noch an allen Verpflegungsstellen vorbei gerannt bin und lediglich aus meinen beiden Softflasks getrunken habe, habe ich hier dankend jede Verpflegungsstelle mitgenommen. Irgendwie war das nicht mein Lauf und ich habe sehr viel geschwitzt. Auch mein Pace war hier gegen Ende um eine ganze Minute pro Kilometer langsamer, aber ich ging wirklich auf dem Zahnfleisch. Ich kann mich nicht erinnern, dass ich bei dem Bilstein-Marathon vor zwei Jahren ähnlich kämpfen musste.

25,8 km - 2:43 h - 676 Höhenmeter

noch ein letzter, größerer Aufstieg
Von der Zeit war ich nicht wirklich begeistert, aber auch nicht enttäuscht. Wie anfangs erwähnt liegt sie genau zwischen Traum- und Maximalzeit. Als ich dann abends aber die Ergebnisse sah, war ich wirklich wieder sehr begeistert. 85. von 543 Starter/inne/n und somit in den Top 20% - und das bei meinem Trainingsrückstand und hier im Trail- und Fellrunning verrückten Lake District. Sagen wir mal ich hätte nicht im stockendem Verkehr festgesteckt und ein wegen Krämpfen am Boden liegender Läufer hätte meine Hilfe nicht benötigt, wäre sogar ein Platz unter den Top 60 drin gewesen. Aber das ist natürlich nur Theorie und eigentlich auch total unwichtig, Hauptsache dem Läufer konnte geholfen werden.

Dass das Rennen gefühlt irgendwie nicht so gut lief, lag vielleicht auch an meinem Pensum, den ich diese Woche hinter mich gebracht hatte. Zwei Tage nach dem Halbmarathon bin ich ja noch über Skiddaw gerannt, zumindest runter - hoch ging nur im Powerhike. Wegen des Muskelkaters konnte ich dann zwei Tage später nur einen kleinen Lauf durch die Stadt unternehmen, was aber vielleicht auch ganz gut war. Nicht auszudenken, wie ich mich bei diesem Rennen gefühlt hätte, wenn ich da noch einen Gipfel angegangen wäre. Der Muskelkater kam aber vielleicht auch nicht nur wegen des Downhills, sondern auch wegen den Minimallaufschuhen, die ich auf den 13 km an hatte. Normalerweise sind solche Distanzen überhaupt kein Problem mehr für mich in solchen Schuhen, aber das war schon ein anderes Kaliber. Der Stoff meiner Salomon Sense Ride ist nämlich schon oberhalb des großen Zehballens eingerissen und ich wollte sie zumindest nochmal auf dem 25 km-Rennen anziehen. Immerhin erstattet mir Salomon die 130 € Einkaufspreis und ich darf mir einen neuen Schuh in ihrem Onlinestore aussuchen, die Schuhe habe ich ja erst 200 km getragen und sind ja erst ein paar Monate alt.

oberhalb von Derwent Water
Bei meinen nächsten Urlauben in den Bergen überlege ich es mir zweimal, ob ich mich da für solche Wettkämpfe anmelde. Durch die Wettkämpfe habe ich so viel Energie verloren, dass ich hier bisher nur einen Lauf auf eigene Faust unternehmen konnte und ich weiß auch noch nicht, ob da noch einer hinzukommt. Und das ist wirklich schade, denn um hier den einen oder anderen Gipfel zu erklimmen bin ich ja eigentlich hier. Wie ich bereits erwähnt hatte, machen solche langen, ausdauernden Läufe im Wohlfühltempo mit vielen Pausen zum Aussicht genießen und Fotos schießen sehr viel mehr Spaß als anstrengende, kraftraubende Wettkämpfe, auch wenn diese trainingstechnisch gesehen vielleicht nicht so viel Sinn machen. Aber diese Erfahrung muss man halt auch einmal gemacht haben, dass man sich für Wettkämpfe oder Sololäufe entscheiden muss, wenn diese so nahe aneinanderliegen.

 
Wie in dem Video zu sehen, habe ich im Downhill mal wieder jede Menge Plätze gut gemacht und irgendwie hat es mich mal interessiert, wie ich da eigentlich gegenüber den anderen Läufern so abschneide. Mit den Segmenten auf Strava hat man die Möglichkeit, nach genau diesen Teilabschnitten zu schauen. Natürlich laden nicht alle Läufer ihre Daten bei Strava hoch, aber man hat einen ungefähren Anhaltspunkt.
Coniston Half Marathon Downhill: 17. von 205
Adidas Terrex 25k Downhill: 10. von 245
Das sind ja Zeiten jenseits von gut und böse! Wie krass ist das denn bitte? Ich muss unbedingt an meiner Kondition und Grundschnelligkeit arbeiten, dann kann mich niemand mehr aufhalten! ;-)

1 Kommentar:

  1. Sehr schöner Bericht und tolles Video. Stimme Dir völlig zu: Wettkämpfe im Urlaub machen nur begrenzt Sinn (es sei denn man fährt irgendwo hin, UM einen Wettkampf zu machen). Denn vorher muss man die Aktivitäten einschränken, um im Wettkampf frisch zu sein - und danach ist man meist recht erledigt. Das schöne: Trailrunning geht auch ohne Wettkampf - man muss halt etwas mehr an Verpflegung mitschleppen ...

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