Freitag, 25. Oktober 2019

Support auf der Ramsay Round (und ein bisschen Bob Graham)

auf dem Weg zum Skiddaw
Ich musste nochmal ein paar Stunden arbeiten, bevor es in den ICE Richtung Hamburg ging. Auf dem Weg dorthin stieg Frank Kleinsorg in Göttingen zu und Ole Evers trafen wir dann mit circa einstündiger Verspätung in Hamburg. Auf uns wartete ein geniales Abenteuer in Großbritannien, ich durfte sowohl auf der Bob Graham (obwohl man hier nicht wirklich von Support reden konnte, ich war eher Mitläufer) als auch auf der Charlie Ramsay Round supporten. Geplant war eigentlich nur ein Aufenthalt in Fort William (Schottland), aber unsere Kontaktperson vor Ort hatte eine Terminüberschneidung und so ging es von Manchester aus zunächst mit Bus und Bahn nach Keswick in den englischen Lake District. Wir stiegen spontan in ein Hostel ab und ließen den Zeltplatz, auf dem der Rest der Supporter für Tom waren, links liegen, da wir uns vor der Charlie Ramsay Round in ein gemütliches Bett legen wollten.

Skiddaw Little Man im Schatten des Skiddaw
In Keswick begleiteten wir Tom auf den ersten Kilometern seiner Bob Graham Round. Paul hatte den Kontakt hergestellt, so dass wir nicht ganz untätig die ersten zwei Tage in England verbrachten. Wir trafen Tom Lynch und seine Truppe kurz vor seiner Runde an der Back Bar, bevor es zum Startpunkt an der Moot Hall ging. An der Bar übergab ich einem seiner Supporter noch ein kleines Geschenk in Form von Salomon-Buffs und -Soft Cups. Das Wetter war absolut perfekt, gerade das ist hier ja immer ein Glücksspiel und mit eine der größten Herausforderungen auf der Runde. Der Herausforderung von Regen und Wind musste er sich bei seiner Runde schon mal nicht stellen. Sein Zeitplan ging von 22 Stunden aus, um die kompletten 42 Gipfel mit circa 100 Kilo- und über 8000 Höhenmeter zu bewältigen. Bereits auf den ersten Kilometern hinauf zum Skiddaw erlief er sich einen Vorsprung von 5 Minuten. Wir mussten hier schon wieder umdrehen, da wir uns vor unserem eigenen Versuch in den schottischen Highlands nicht zu sehr verausgaben wollten. Wir liefen aber nicht den gleichen Weg zurück, sondern nahmen einen anderen Abstieg, den ich vor gut einem Jahr bei meinem Lake District-Besuch als Aufstieg zum Skiddaw hinauf gelaufen bin. Tom beendete seine Runde nach hervorragenden 20:09 Stunden.

Blick auf den Loch Leven
Am nächsten Tag holte Paul uns dann ab und es ging Richtung Fort William in die westlichen Highlands. Nach fast 5 Stunden Autofahrt erledigten wir erstmal unseren Großeinkauf und zogen dann ins Hostel ein. Um 3 Uhr morgens hieß es schon wieder aufstehen, da die Jungs um 4 Uhr starten wollten. Ich wollte sie zunächst die ersten Kilometer begleiten, entschied mich dann aber dagegen. Ich musste noch etwas schlafen nachholen, weil die Nacht echt viel zu kurz war, und auch bald schon wieder alles vorbereiten und los. Jeder hat zwei Versorgungstüten gepackt, welche ich dann jeweils zu den beiden Checkpoints mitbringen musste. Der Rucksack für den ersten Checkpoint war schon so gut wie fertig und für den zweiten müsste ich nach dem ersten halt nochmal umpacken. Die Sachen im Kühlschrank durfte ich nicht vergessen, aber auch das war alles fein säuberlich beschriftet.

Nachdem ich noch etwas schlafen konnte, fuhr ich mit Paul’s Auto zum Parkplatz „unweit“ des ersten Checkpoints. Da dieser Mitten im Nirgendwo war, musste ich erstmal über 10 km mit einem circa 10 kg schweren Rucksack bewältigen. Dass die Jungs weit hinter ihrem Zeitplan zurücklagen, spielte mir in die Karten, denn ich hätte mir den Weg dorthin nicht so mühsam vorgestellt. Auf den ersten 2 km hieß es gleich mal 350 Höhenmeter auf sehr technischem Untergrund zu bewältigen und ich ging davon aus, dass es die ganze Zeit flach am Bach entlang ginge. Der Lauf war zwar schwierig, aber wunderschön. Nach einem 1 km langen Downhill ging es dann die meiste Zeit flach in Richtung einer kleinen Holzbrücke, wo ich dann bestimmt 2 Stunden gewartet habe. In der Zeit bin ich die Hügel auf der Strecke der Charles Ramsay Round rauf und runter gerannt und habe das erste Mal gemerkt, was genau das Fell Running überhaupt aus- und so besonders macht. Keine Wege, nur knöchel- bis kniehohes Gras und sumpfiges Gelände – und das zerrt richtig an der Kondition.

kurze Rast am Loch Eilde Moor
Langsam fing ich schon an mir Sorgen zu machen, denn die Jungs waren echt sehr weit hinter ihrem Zeitplan und in der Gegend hier hat man keinen Handyempfang. Ich entschloss mich einfach mal der Straße noch ein paar hundert Meter zu folgen und als wäre es Eingebung gewesen, sprang Ole plötzlich vor mir aus dem Sumpf. Er war leicht vom Kurs abgekommen und wäre ich nicht spontan die Straße entlang gelaufen, dann hätten wir uns vielleicht sogar verpasst. Wie gesagt lag der Checkpoint die Straße runter und er war bestimmt 200 m daran vorbei gelaufen. Ich wollte noch auf Paul und Frank warten, allerdings erklärte Ole mir, dass die schon ausgestiegen sind. An Paul nagt wohl doch schon so langsam das Alter und der Schlafmangel der letzten Nächte und Frank hatte sich kurz vor der Tour verletzt. Leider waren die Schmerzen zu groß und so stieg er mit Paul schon ein paar Kilometer vorher den Berg ab in Richtung Parkplatz. Ole meinte, wir würden uns auf der Strecke an einem der Seen treffen, allerdings warteten die schon am Auto auf mich. Ole wollte das Teil ganz alleine weiter bis zum bitteren Ende rocken. Seine Navigationsfähigkeiten ließen mich nicht zweifeln, diese Tortur durch die Berge so ganz alleine und bei dem enormen Zeitrückstand hingegen bereiteten mir doch etwas Sorge. Ole war aber wild entschlossen und so ließ ich ihn nach einer kurzen Pause weiterziehen.

aufgenommen von Ole Evers während seiner Runde
Zum zweiten und letzten Checkpoint reiste ich dann also nicht alleine, sondern Paul und Frank waren stets an meiner Seite. Der Checkpoint befand sich an einer kleinen Staumauer, diesmal nur etwas über 1 km vom Parkplatz entfernt. Auch wenn Ole langsamer war als geplant, so verlor er nicht noch mehr Zeit. Trotzdem mussten wir auf ihn warten und ich entschloss mich mal wieder ihm entgegenzulaufen. Also lief ich vom Loch Treig auf 240 Höhenmetern in Richtung des Gipfels Stob Coire Sgriodain auf über 970 Höhenmetern. Bis ganz auf den Gipfel bin ich dann aber doch nicht gelaufen, bei 830 Höhenmetern war für mich Schluss. Ich hatte Angst Ole zu verpassen, da auch mein Handyakku mit GPS und der Karte den Geist aufgegeben hatte und ich mir nicht mehr 100%ig sicher war, ob ich noch auf Kurs war. Ich stieg dann also einige Zeit später wieder ab und lief Frank und Paul entgegen. Kaum waren wir auf einer Höhe, hörte ich Musik hinter mir, aber ich hatte keine Ahnung, woher diese kam. Dann tauchte Ole plötzlich hinter einem der Hügel auf und wir waren echt erleichtert.

Auch wenn er die 24-Stunden-Marke nicht mehr erreichen konnte, so wollte er die kompletten knapp 100 km trotzdem zu ende laufen. Das letzte Leg, also die letzte Etappe, war nochmal mit 9-10 Stunden angesetzt und so schliefen wir bereits, als irgendwann mitten in der Nacht das Handy klingelte. Ole musste abbrechen, er hat es leider nicht geschafft. Es gab einen Wetterumschwung und bei dem Sturm alleine auf den höchsten Gipfeln Großbritanniens unterwegs zu sein wäre sicherlich keine gute Idee gewesen. So zogen Frank und Paul los um Ole zu suchen, denn auch er musste von dort oben erstmal wieder einige Kilometer hinab ins Tal steigen. Auch wenn mich wirklich ein schlechtes Gewissen plagte, dass ich mich nicht anschloss, so war ich doch froh, dass sie nichts dagegen hatten und ich weiterschlafen durfte. Ich war echt ziemlich fix und fertig, obwohl ich von allen noch am wenigsten geleistet habe.

Laufleistung an diesem Tag:

30,73 km - 1380 Höhenmeter - 4:45 Std.
(davon 20 km mit schwerem Rucksack)

Bob Graham Round:

Charles Ramsay Round:

Mittwoch, 12. Juni 2019

Spendenliste Mai 2019

Schon wieder ein Monat rum? Bei dem ganzen Trouble habe ich ganz vergessen, den letzten Moat zu dokumentieren. Das hole ich jetzt schnell nach und danach überweise ich das Geld direkt an die Wilde Hilde.

DatumKilometerArtMultiplikatorSpendeKommentar
06.05.201911,14 kmLauf0,1 €/km1,11 €Lauftreff
08.05.20195,66 kmLauf0,1 €/km0,57 €zu einem Vortrag über Ernährung
11.05.201911,60 kmLauf0,1 €/km1,16 €Hotelberg am Gardasee erkundet
13.05.201923,64 kmLauf0,1 €/km2,36 €Monte Nota, Monte Denervo, Cima Comer, Monte Rocchetta
14.05.201928,45 kmLauf0,1 €/km2,85 €Limone Skyrace
19.05.201922,58 kmLauf0,1 €/km2,26 €schönes Ründchen durch den Söhrewald
22.05.201913,20 kmLauf0,1 €/km1,32 €Lauftreff
26.05.201911,19 kmLauf0,1 €/km1,12 €Segmentspiel
27.05.201912,69 kmLauf0,1 €/km1,27 €Lauftreff
29.05.201913,49 kmLauf0,1 €/km1,35 €Lauftreff
31.05.201912,99 kmLauf0,1 €/km1,30 €Segmentspiel
Mai 201916,67 €stand 12.06.2019

Das ist aber nicht viel. Dann nehme ich mal noch die Höhenmeter mit dazu. 5.831 Höhenmeter habe ich diesen Monat absolviert und so packe ich nochmal 5,83 € oben drauf.

absolvierte Kilometer166,716,67 €
absolvierte Höhenmeter5.8315,83 €
Mai 201922,50 €stand 12.06.2019

Dienstag, 11. Juni 2019

P4-/P16-Kombi, viel zu schnell und ohne richtige Nahrung

Lange habe ich nichts mehr von mir lesen lassen, was ganz einfach daran liegt, dass ich schon länger keine große Tour mehr unternommen und ich zurzeit ganz andere Sorgen habe. Ich habe nach den letzten größeren Touren gemerkt, dass mein Körper mal eine Pause braucht und habe deswegen vermehrt an meiner Geschwindigkeit und den sozialen Kontakten anstatt an meiner Kondition gearbeitet.

Ich war regelmäßig bei Lauftreffs, bei denen wir die 10 km in circa 55 Minuten ganz locker angehen und uns unterhalten. Ich kümmere mich dort auch gerne um die Ein- und Wiedereinsteiger, so dass die Runde auch gut mal über eine Stunde dauert. Soziale Kontakte habe ich in Kassel bisher eigentlich gar keine aufgebaut und das wird jetzt langsam Zeit. Meine Freundin hat mich nämlich nach über 12 Jahren völlig überraschend verlassen. Eine Welt ist für mich zusammengebrochen, aber das Thema hat hier eigentlich nichts zu suchen. Auf jeden Fall bin ich froh, dass ich mit dem Lauftreff nun endlich so viele schöne und enge Kontakte in Kassel knüpfen konnte, die auch außerhalb der Laufrunden gut funktionieren.

auf dem "grünen Band"
Auch Intervalltraining habe ich eingelegt, obwohl es wohl eher dem Fahrtspiel ähnelt. Ich habe mir ein paar Segmente auf Strava rausgesucht und Strecken darüber angelegt. Nun versuche ich natürlich, meine dortigen Bestzeiten jedes Mal zu knacken. Auf den Segementen heißt es dann 120% HFmax und anschließend lockeres Traben.

Zurzeit habe ich Urlaub und ich bin mal wieder die Hausstrecke in meiner alten Heimat gelaufen. Der P4- und insbesondere der P16-Premiumwanderweg sind mit Abstand die schönsten Runden, die ich im Umkreis von Kassel bisher laufen durfte. Ich hatte die Runden zwar noch schöner im Gedächtnis, aber nach dem Limone Skyrace ist es natürlich schwierig, mich für eine Strecke hier im Mittelgebirge zu begeistern.

am alten Grenzweg
Geplant war eigentlich mindestens 50 km zu laufen, aber in Neuerode habe ich mich abholen lassen. Mir ging es dreckig, ich bin die ersten Kilometer viel zu schnell angegangen und hatte zu wenig und das falsche Essen dabei. Ich bin vor meiner Haustür gestartet und musste erstmal das ganze Dorf durchqueren, um an die Grenzen der hessischen Schweiz zu kommen. Hier im Dorf hätte man mich ja sehen können, also musste ich hier extra viel Gas geben. Der Gedanke ist natürlich total bescheuert und das weiß ich eigentlich auch. Auch nachdem ich das Dorf verlassen hatte, viel es mir schwer, das Anfangstempo zu drosseln.

Dass ich das Thema Wettkampfernährung bisher viel zu stiefmütterlich angegangen bin, habe ich ja schon öfters hier anklingen lassen. Ich hatte nur ein Marmeladenbrötchen und zwei Cliff Bars dabei, wobei letzteres mir irgendwie nicht mehr mundet. Auch das Wasser neigte sich dem Ende zu, obwohl ich 2,5 Liter dabei hatte. In Neuerode gab es zwar eine Trinkwasserquelle, aber ich konnte das Kaloriendefizit nicht mehr ausgleichen. Auf den letzten hundert Metern bis zum Sportplatz hätte ich mich sogar fast übergeben.

an der Silberklippe

43,5 km - 1391 Höhenmeter - 4:51 Std.

Mittwoch, 15. Mai 2019

Limone Skyrace - mein bisher härtester Lauf (mit Video)

da geht es irgendwie hoch,
die ersten 1.000 Höhenmeter
schon am zweiten Aufstieg
Gestern die 24 Kilo- mit 1.600 Höhenmeter überstanden, dann werde ich die 23 Kilo- mit 2.100 Höhenmeter - laut Homepage des Veranstalters - wohl auch überstehen. Am Ende waren es aber 29 Kilo- mit 2.600 Höhenmeter - laut Strava. Die paar Meter mehr haben den Kohl aber wahrscheinlich auch nicht fett gemacht, aber lest selber.

Wir planten am Frühstückstisch den Tag. Meine Freunde wollten erst Tennis spielen und mich dann in Limone absetzen. Ich habe zunächst zugestimmt und dann nochmal alles Revue passieren lassen. Ich wollte doch lieber etwas früher los, da man ja nie weiß, was auf so einer Tour alles dazwischen kommen kann, und so setzten sie mich erst in Limone ab und spielten anschließend Tennis.

Ich war vor dem Start schon etwas nervös und das, obwohl es nur ein Sololauf werden sollte. Das eigentliche Rennen selber findet ja erst im Oktober statt. Ich habe aber so viel Gutes über die Strecke gehört und die Felswand, welche sich vor mir auftürmte, war atemberaubend. Da soll es also irgendwie nach oben gehen und das noch halbwegs sicher?

auf dem Cima di Mughera
Zunächst einmal lief ich circa 2 km am See entlang, zumindest da, wo es sich laufen ließ. Die Altstadt von Limone war mit Touristen überfüllt und so musste ich mich oft erstmal in die Menschenschlangen einordnen. Anschließend ging es über die Hauptstraße direkt in den Berg. Ab hier hieß es dann die ersten 1.000 Höhen- auf 4 Kilometer zurückzulegen, was aber erstaunlich sicher und gut funktionierte. Ich überholte an der Felswand auf allen Vieren kraxelnd ein Wandererpärchen, welches mir ihren Respekt zollte, welchen ich ihnen aber nur zurückgeben konnte.

der Monte Carone liegt in den Wolken
auf dem Monte Carone
Der Weg war ziemlich schwierig, da er sehr schmal war und fast nur aus losem Geröll bestand. Trotzdem fühlte ich mich sehr sicher auf den Beinen und genoss mit jedem Höhenmeter den Ausblick auf den See und Limone mehr. Eigentlich befand ich mich die ganze Zeit auf der offiziellen Wettkampfstrecke, welche ich mir auf der Veranstalterseite herunterlud, nur gelegentlich verführte mich ein Aussichtspunkt zum Abschweifen.

Unterhalb vom Monte Guil ging es dann das erste Mal, es waren fast 2 km, flach am Berg entlang, bevor ich zu einer ausgedehnten Schleife kam. Da ich mich noch recht fit fühlte, überlegte ich nicht lange und nahm diese in Angriff. Ich wollte immerhin die komplette Wettkampfstrecke laufen und nicht irgendwelche Abkürzungen nehmen.

Es folgte ein circa 2 km langer Downhill, welchen ich überraschend schnell und sicher hinunterbretterte. Das hat so viel Spaß gemacht, dass mich das die Anstrengung komplett vergessen ließ. Nachdem es wieder circa 1 km flach am Berg entlang ging, kam der Aufstieg zurück zum Ausganspunkt der Schleife. Wieder warteten ganze 500 Höhenmeter auf einer Strecke von fast 2 km darauf bezwungen zu werden. Hier fing ich dann auch das erste Mal an richtig mit mir zu hadern und zu kämpfen. Ich benötigte circa 40 Minuten für den Aufstieg und oben am Cima di Mughera machte ich dann meine erste Pause und aß ein Brötchen.

Der anschließende Weg zum Aufstieg zum Monte Carone war nicht ganz so steil und so konnte ich ihn die meiste Zeit locker und teilweise auch recht flott durchlaufen. Ich war überrascht, wie gut mir das Laufen nach den Strapazen doch fiel. Nun stand ich also da, unterhalb des Monte Carone, und überlag, ob ich diesen nicht auslassen sollte. Wie auch schon zuvor war mein Ehrgeiz, die komplette Strecke bewältigen zu wollen, größer als meine Erschöpfung. Anstatt den einen Kilometer unterhalb des Gipfels entlang zu laufen, nahm ich diesen und die 4 km (2 km steil bergauf und 2 km steil bergab) also in Angriff. Wieder brauchte ich für den Aufstieg eine ganze halbe Stunde, bevor ich am Gipfelkreuz ein Foccacia verdrückte. Der Abstieg schlug mit weiteren 15 min zu buche, da dieser zum Laufen oft zu steil war.

da geht es noch drüber
Spätestens beim nächsten Aufstieg folgte dann der Kampf meines Lebens, so was habe ich auf den unzähligen Kilo- und Höhenmetern, die ich bisher zurückgelegt habe, noch nicht erlebt. Sobald es steiler bergauf ging, schossen mein Puls und meine Atemfrequenz in ungeahnte Höhen. Ich ging ganz langsam den Berg hinauf, aber es wurde nicht besser. Auf jedem der noch anstehenden zwei Gipfel (u. a. Monte Traversole) musste ich mich setzen und eine längere Pause einlegen, um Puls und Atem wieder in normale Gefilde zu bekommen. Dabei waren die Steigungen und auch die Distanzen zwischen den Pausen gar nicht so lang. Sobald es aber wieder etwas flacher wurde oder bergab ging, war absolut nichts mehr davon zu spüren. Ich konnte wieder rennen wie ein Pferd, als wäre ich gerade erst gestartet.

Für die letzten 8 km benötigte ich trotzdem noch circa 80 Minuten, da der Abstieg teilweise gefährlich steil war. Sogar ein Gefahrenhinweis stand an dem Downhill die letzten 4 km nach Limone hinunter, auf 2 km ging es hier 600 Höhenmeter hinunter. Ich nahm aber auch noch einen kleinen Abstecher zu einer Quelle in Kauf, auch wenn meine Verpflegung für die letzten Kilometer locker reichen sollte. Hier ein weiteres Phänomen, was ich so noch nicht kannte: Alles, was ich an Flüssigkeit oben in mich hineinschüttete, wollte gefühlt ohne Umwege direkt wieder unten raus.

frisches Quellwasser
Unten angekommen gönnte ich mir in einer kleinen Bar erstmal eine Cola, bevor es die letzten 1,5 km entlang eines Bachlaufes und des Gardasees hinunter zum Startpunkt ging. Die letzten hundert Meter am Gardasee entlang kamen mir schon wieder die Tränen. Diese Strapazen überstanden zu haben gaben mir das gleiche Gefühl, als wenn ich gerade durch eine jubelnden Menschenmenge durch das Ziel laufen würde.

Auf dem Downhill am Bach war ich unter 5 min/km unterwegs und auch die letzten paar hundert Meter am Hafen lief ich um die 5 min/km. Von den Strapazen an den letzten Aufstiegen war, wie schon die ganze Zeit über, absolut gar nichts mehr zu spüren. Das alles lässt mich noch mehr über die Probleme rätseln, welche zeitweise unüberwindbar schienen.

auf dem Abstieg nach Limone noch
einen Bergbewohner angetroffen
Aus angedachten 5 Stunden wurden also 6:40. Hätte ich mir die Wettkampfresultate der letzten Jahre mal angeschaut, dann hätte ich mir das gleich denken können. Ich war 5:10 Stunden in Bewegung, alles andere waren Pausen zum Erholen, Auftanken und Aussicht genießen. Ich denke ausgeruht, im Wettkampfmodus und ohne die Abstecher wären 4:45 Stunden locker möglich gewesen. Woher diese enormen Abweichungen in Distanz und Höhenmeter im Vergleich zu den offiziellen Angaben des Veranstalters kommen, ist mir auch ein Rätsel. Wenn ich mir den Verlauf auf Strava und Garmin so anschaue, fallen mir keine GPS-Aussetzer aus.

Vielleicht sollte ich auch noch ein paar mehr Worte zur Strecke verlieren. Das war mit Abstand der herausforderndste, krasseste, anstrengendste, geilste, härteste und schönste Lauf meiner noch recht jungen Trailrunner-Karriere. Die Ausblicke, die Trails, die Aufstiege, die Downhills waren wirklich genial, auch wenn die Downhills für mich oft einen Ticken zu steil und die Aufstiege zu flach waren. Einen langen, ausgedehnten, laufbaren Downhill, wie er zum Beispiel auf der ersten Hälfte der Schleife war, gab es leider viel zu selten. Und ich klettere auch lieber auf allen Vieren einen Berg hinauf, anstatt ihn mühselig im Speedhiking-Modus zu bezwingen.

der Monte Baldo auf der anderen Küstenseite
28,5 km - 2598 Höhenmeter - 5:10 Std.


Rundtour über den Monte Denervo und Cima Comer (mit Video)

Meine Freunde wollten wandern, ich wollte laufen. So zogen sie auf die Strecke, die ich einen Tag zuvor gelaufen bin und ich erstelle eine neue Route auf gpsies.com. Wie immer sollte die Route nur als groben Anhaltspunkt dienen, denn auch hier zog mich der ein oder andere schmale Singletrail abseits der erstellen Route in seinen Bann.

Auf dem Weg zum Monte Denervo genoss ich immer wieder einen freien Blick durch die Bäume auf die schneebedeckten Gipfel der Alpen. Es war absolut himmlisch und kurz vor dem Gipfel erschien eine Hütte. Das war die erste Berghütte, die ich gesehen habe, und dementsprechend überrascht war ich auch über die Innenausstattung. Das Geschirr und die Töpfe würde ich vielleicht nicht unbedingt nutzen, aber für eine Pause an der Tafel und vielleicht ein kleines Feuerchen im Kamin wäre ich schon zu haben.


Von hier aus ging es dann die letzten Meter auf den Gipfel und einige Meter davor flossen schon die Tränen und mein Atem wurde schneller. Das war mal wieder so emotional und wunderschön da oben, das ist unbeschreiblich. Hier oben war es aber auch verdammt kalt, schon kurz vor dem Gipfel zog ich Jacke und Handschuhe an. Eigentlich wollte ich hier etwas sitzen und die Aussicht genießen, aber es war zu kalt.

Blick vom Monte Denervo
Pause auf dem Monte Denervo
Wenige hundert Meter später stand ich schon am Cima Sud und die Sonne kam heraus. Hier war es schon etwas wärmer und windgeschützter. So setzte ich mir hier hin, aß eine Kleinigkeit und genoss den Blick über den südlichen Gardasee und die Berge westlich davon. Auf dem Weg zum Cima Comer zog ich dann auch schon wieder meine Jacke und die Handschuhe aus. Der Cima Comer ist für Wanderer wirklich ein schönes Plätzchen. Man hat hier einen wunderbaren Blick und einige Bänke, auf die man sich setzen kann.

Von hier aus ging es dann langsam wieder zurück in Richtung Tignale und ich kam auch einmal etwas vom Weg ab. Nach einer kurzen Querfeldein-Passage fand ich aber wieder auf diesen zurück und machte einen Zeckencheck. Die Wege hier waren nicht ganz so frei, sehr schmal und zum Teil leicht zugewuchert. Hier kann man sich recht schnell Zecken einfangen, was ich auch gemerkt habe. Ich habe mir bei meinen unzähligen Touren noch nie eine Zecke eingefangen, hier waren es dann aber gleich vier(!). Drei habe ich zum Glück frühzeitig erkannt, die sind gerade an meinen Beinen hinauf gekrabbelt, eine hatte sich leider schon auf der Innenseite meines rechten Oberschenkels verbissen.

am Cima Sud unterhalb des Monte Denervos
Auf dem Weg zurück zum Hotel wartete noch ein weiterer Gipfel auf mich, für den ich auch einen kleinen Umweg in Kauf nahm. Aussichtstechnisch hätte ich mir den sicherlich sparen können, denn was ich bisher gesehen habe, konnte dieser nicht toppen, aber ich wollte ja einige Kilo- und Höhenmeter zurücklegen und so nahm ich den Umweg gerne in Kauf.

auf dem Cima Comer
Bei Kilometer 20 und keine 4 km mehr bis zum Hotel stieß ich in einer Schlucht auf den Torrente Valle di Bornico. [torrente = Bach, Valle = Tal] Ich nahm ein paar Schlücke aus dem klaren Wasser und hörte mir das Rauschen des Wassers an, welches sich hier den Tal hinunterkämpfte. Es gab einige Wasserfälle zu sehen und dieser Trail durch das Tal und entlang des Baches rundete diese geniale Runde zusätzlich ab.

Am Hotel angekommen war noch niemand meiner Freunde zu sehen. Ich erfuhr, dass sie gerade in eine Lokalität im Ort eingekehrt waren. Also lief ich nochmal 500 m weiter und gesellte mich zu ihnen an den Tisch. Hier bemerkte ich plötzlich ein Krabbeln auf der Innenseite meines rechten Oberschenkels. Die Zecke hatte losgelassen und war wohl auf der Suche nach einem blutreicheren Spot. Nach einer großen Cola, zwei Bier und einer verdammt leckeren Pizza ging es dann wieder in Richtung Hotel und in die Sauna.

23,6 km - 1571 Höhenmeter - 3:33 Std.


ein Glückfund auf der Route

Montag, 13. Mai 2019

Gardasee, die erste Tour (mit Video)

Freitagabend um 22 Uhr ging ich zur Straßenbahn, 12 Stunden später waren wir in Tignale in unserem Hotel am Gardasee. Leider konnten wir das Zimmer erst um 14 Uhr beziehen und so fuhren wir erstmal nach Salò zum Einkaufen und Zeit vertreiben. Als wir dann um 14 Uhr in unserem Apartment waren, musste ich aber trotz 31 Stunden ohne Schlaf (vielleicht habe ich im Auto mal für eine Stunde die Augen geschlossen) sofort los laufen. Ich musste einfach auf die Trails und die ersten Meter an diesem wunderschönen Ort zurücklegen. Meine Freunde sind für diese Aufgabe nicht wirklich gewappnet, ich bin der einzige Trailläufer. Letztes Jahr waren wir auf Mallorca - nicht in den Bergen im Norden, sondern am Ballermann im Süden. Ich denke, das sagt schon alles. ;-)

Kurz bei gpsies.com geschaut, wie sich die Wege an dem Berg hinter unserem Hotel empor schlängeln, und eine flotte Route erstellt. Zu größeren Problemen kam es zum Glück nur auf den ersten paar Kilometern, wo ich durch gesperrtes Privatgrundstück laufen und über ein paar umgestürzte Bäume klettern musste. Vom Weg kam ich auch einmal ab, aber über ein kurzes Querfeldein-Stück fand ich ihn schnell wieder.

Der Trail war perfekt, schön schmal und unbefestigt, und die Ausblicke, die sich zwischen den Bäumen immer wieder auftaten, waren atemberaubend. Ich habe gar nicht gewusst, dass es hier so grün ist. Ich dachte tatsächlich, das wären alles kahle Felswände. Wozu nach Madeira fliegen, wenn man so etwas auf dem europäischen Festland findet?

Auf dem Weg am Cima di Traval (1.187 m) und Dosse dell'Asino (1.195 m) vorbei in Richtung Dosso Piemp (1.207 m) sah ich plötzlich einen ganz schmalen Trail in Richtung Gipfel und natürlich musste ich den kurzer Hand nehmen. Also habe ich die geplante Route verlassen und einen anderen Weg eingeschlagen. Der Weg auf den Dosso Piemp war etwas mühsam, da man den Trail oft wirklich nur ganz schwach erkennen konnte, wenn überhaupt, und immer wieder musste man sich durch etwas Gestrüpp kämpfen.

Auf dem anschließenden Downhill ging es an verschiedenen Höhlen vorbei und dann im Zickzack wieder hinunter nach Tignale. Dieser Downhill hat richtig fetz gemacht, auch wenn ich mich einmal böse auf die Fresse gelegt habe. Ich habe einen schönen Diver gemacht und mit der Brust abgebremst. Bis auf ein paar offenen Wunden, die schlimmer aussahen als sie waren, ging es aber schmerzlos weiter. Mit Stürzen hatte ich echt immer Glück, es ist bisher nie etwas auf besonders felsigen Trails passiert. Bei solchen Abschnitten ist man aber nochmal eine ganze Ecke konzentrierter und achtet noch mehr auf jeden Schritt als auf weichem Nadelwaldboden.

In Tignale ging es dann wieder auf betonierte Straßen Richtung Hotel. Ein paar kleine Schäfchen habe ich auch gesehen, die waren von meiner Anwesenheit aber nicht so begeistert wie ich. Auf den letzten Metern habe ich es dann etwas ruhiger angehen lassen, auch wegen dem starken Gefälle auf der betonierten Straße.

11,6 km - 646 Höhenmeter - 1:28 Std.


Blick auf Tignale


Montag, 29. April 2019

Bilstein-Marathon über 57 Kilo- und 1.400 Höhenmeter (mit Video)

Endlich war es wieder soweit, ich konnte mal wieder beim Bilstein-Marathon antreten und diesmal sogar über die Ultradistanz. Letztes Jahr hatte ich ja noch die Probleme mit dem Knöchel, weswegen ich den Marathon absagen musste. Vor drei Jahren absolvierte ich hier bereits meinen ersten Marathon überhaupt und auch mein erster Halbmarathon war damals nicht unbedingt flach. Und ich bin schon damals vor 25-30 Jahren bei uns in dem Wald hinter der Grundschule mit Freunden den Wanderweg hinuntergeflitzt. Da gab es auch einen geilen Downhill mit halsbrecherischen Abkürzungen durch die Zickzack-Wege. Wenn man das alles mal so Revue passieren lässt, dann sieht man schon seit Jahren, dass ich auf die Trails und in die Berge gehöre.

am Bilstein-Turm, jetzt nur noch ca. 13 km bis ins Ziel
Die Erkältung, die sich Anfang der Woche angekündigt hatte, wurde zum Glück nicht schlimmer. Im Gegenteil! Auch von dem bisschen Rotz, was ich morgens immer mal in der Nase hatte, war am Wettkampftag nichts mehr zu spüren. Ich ging also gefühlt topp fit und hoch motiviert an den Start. Auf den ersten Kilometern lief ich noch mit jemandem zusammen, mit dem ich auch einen Großteil der Demontrail-Extrarunde beim Jokertrail in Heidelberg gelaufen bin. Wie auch schon damals entwischte er mir aber sehr bald an den Aufstiegen und bei den Downhills holte ich ihn immer wieder ein. Beim dritten Downhill dann nach ca. 9 km war er aber nicht mehr zu sehen und da wusste ich schon, dass er diesmal um einiges schneller sein wird als ich, obwohl er einen Tag vorher schon bei der Harzquerung über 51 km dabei war. Ich spielte ja selber mit dem Gedanken einen Tag vorher beim Bleichlochultra zu starten, aber der war mir dann doch zu weit weg. Die Harzquerung hatte ich gar nicht auf dem Schirm, die wäre nämlich schon etwas näher gewesen. Im Nachhinein muss ich aber auch sagen zum Glück, sonst hätte ich das sicherlich sehr stark bereut.

Nach 12,5 km ging es durch den Parkplatz des BiMas und traf dort auf einige bekannte Gesichter vom Lauftreff und Salomon Trailrunning-Workshop aus Kassel, die sich auf den Halbmarathon vorbereiteten. Ich klatschte mit allen kurz ab, wir unterhielten uns kurz und dann ging es weiter. Der Guide vom Workshop meinte noch, ich wäre wohl unter den Top 10. Meine flapsige Antwort darauf: "Das wird wohl nicht lange so bleiben." Dass ich damit sowas von recht behalten sollte, sollte sich schneller und deutlicher herausstellen, als ich gedacht hätte.

Also die ersten 12 km waren eigentlich kein Problem, es ging hoch und runter, dann kam aber ein 13 km langer Anstieg. Bereits hier holte mich schon der ein oder andere ein und auch der anschließende Downhill von Kilometer 25 bis 31 lief sich nicht so locker wie sonst. Eingeholt habe ich da glaube keinen mehr, aber etwas Zeit habe ich wohl schon wieder eingeholt. Dann kam wieder ein ziemlich krasser Aufstieg über 2 km, gefolgt vom einem 5,5 km langen Downhill. Danach ging es wieder 5 km bergauf Richtung Bilstein-Turm und das war dann auch der letzte, harte Aufstieg. Hier war ich echt schon dabei ins Gehen überzugehen, als mir auf einmal der Guide vom Salomon Trailrunning-Workshop mit Begleitung entgegenkamen. Die beiden haben heute Supporter gespielt und bereits die anderen bei ihren Halbmarathon bis hin zum Bilstein-Turm begleitet. Die beiden kamen wirklich keine Sekunde zu spät und zogen mich den Berg nach oben. Die Begleitung und die Gespräche ließen mich die Anstrengungen und Schmerzen vergessen und mir wurde noch ein Traubenzucker und ein Gel in die Hand gedrückt. Den Traubenzucker aß ich aber tatsächlich erst sehr viel später auf dem Heimweg im Auto, das Gel hat seine Wirkung aber nicht verfehlt - denke ich zumindest. An der nächsten Verpflegungsstation kurz vor dem Bilstein-Turm drehten die beiden dann wieder um und liefen den Läufern hinter mir entgegen. Das war echt ganz großes Kino, was die beiden dort geleistet haben.

Am Bilstein-Turm angekommen machte ich ein schnelles Foto von der Aussicht und dann ging es auf den letzten 8 km langen Downhill. Die ersten hundert Meter waren schön schmal und trailig, aber schon bald ging es auf einen befestigen Forstweg. Auf dem Trail knickte ich einmal kurz mit dem linken Fuß um, aber ich hatte keinerlei Schmerzen. Das einzige, was ich merkte, war der kurze Bodenkontakt mit meinem Spann. Heute, einen Tag später, habe ich schon leichte Schmerzen im linken Knöchel, aber bei weitem nicht so schlimm wie bei einer fiesen Bänderdehnung oder einem Riss. Mein rechtes Knie macht mir da schon eher Sorgen, das schmerzt an der Innenseite schon ganz schön. Ich hatte noch nie solche Probleme, ob das von den neuen Schuhen (La Sportiva Akasha) kommt?

zu Hause erstmal ein heißes Bad
Die letzten 5 km sollten nochmal richtig hart werden, denn nach dem langen Downhill wurde es nochmal hügelig. Auf dem Downhill habe ich bereits einen Energyshot in Form von konzentriertem Kaffee und jeder Menge E-Stoffen zu mir genommen. Diesen gab es damals beim Demontrail als Beigabe, aber da vergaß ich den tatsächlich zu nehmen. Ich habe wirklich lange mit mir gehadert, ob ich das Teil schlürfen soll. Ich wusste natürlich nicht, wie mein Magen das Geschoss nach den Anstrengungen verträgt, aber ich hatte wirklich keinerlei Probleme. Auch die Cola an der vorletzten Verpflegungsstation nach 51,5 km ging ohne Probleme. Auf den letzten 5,5 km sollte sogar noch eine Verpflegungsstation kommen, aber an der lief ich ganz cool vorbei. Ich weiß nicht ob es am Gel, Energyshot oder was ganz anderem lag, aber die hügeligen letzten Kilometer waren tatsächlich nicht annähernd so schlimm wie bei dem Marathon vor 3 Jahren und das obwohl ich unterwegs schon öfters ordentlich kämpfen musste.

Immer wieder schaute ich auf meine Uhr, es könnte tatsächlich zu einer Zeit von unter 6 Stunden reichen. Als Ziel hatte ich mir 6-6:30 Stunden gesetzt, unter 6 wäre ein Traum. Selbst auf den letzten 3 km habe ich noch gehofft, aber die letzten Hügel haben mir dann doch den Zahn gezogen. Als ich gemerkte habe, dass ich bergauf gehend nur unwesentlich langsamer bin als joggend, bin ich dann doch ins Gehen übergegangen.

Ansonsten lief ich tatsächlich die ganze Zeit durch, bis auf die kurzen Pausen von unter einer Minute an den Verpflegungsstellen und die wenigen kurzen, krassen Steigungen. Das war aber auch verdammt anstrengend, in Suhl, Kassel und Heidelberg war das Höhenprofil schon deutlich anders. Dort ging es immer wieder hoch und runter, mit vielen Gehpausen dazwischen. Beim BiMa hingegen gibt es nur ganz wenig krasse Steigungen, die einem zum Gehen zwingen, dafür geht es aber 3x stetig und sehr lang bergauf, die man joggend bewältigen kann. Das hat echt Energie gekostet und war somit ein ganz anderes Laufen als bei meinen bisherigen Ultras. Von der Intensität und vom Gefühl her hatte das schon mehr Ähnlichkeit mit dem Straßenmarathon vor 3 Wochen als meinen bisherigen Ultras.

Apropos Straßenmarathon vor 3 Wochen. Vielleicht lag es auch an ihm, dass ist zwischenzeitlich so abgebaut habe. Oder es war die Erkältung. Oder es war einfach nichts und das ist nun mal mein aktueller Leistungsstand. Von der Zeit bin ich, wie gesagt, eigentlich mehr als zufrieden, aber irgendwie habe ich mir doch mehr erhofft. Ich denke, dass ich bergauf so oft überholt wurde und die Downhills zu untrailig waren um richtig Spaß zu machen, hat mich doch ziemlich belastet und zieht meinen Gesamteindruck von meiner Leistung und dem Rennen doch etwas runter. Für die Strecke kann der Veranstalter natürlich nichts und ich wusste schon vorher, dass das kein reiner Ultratrail wird. Die Oragnisation, das Ambiente, die Verpflegung und alles andere drumherum war wie immer absolut genial und deswegen komme ich trotzdem gerne wieder.

56,7 km - 1.342 Höhenmeter - 6:04 Std. (5:55 Nettozeit)


Mittwoch, 24. April 2019

Hessische Schweiz (mit Video) und Erkältung vor dem BiMa Ultramarathon?

Ostern habe ich in der Heimat verbracht und was bot sich bei dem wunderschönen Wetter besser an als mal wieder durch die hessische Schweiz zu laufen? Zumal in einer Woche ja auch der Bilstein-Marathon stattfindet, bei dem ich zum ersten Mal bei der Ultramarathondistanz (57 km mit 1.500 Höhenmetern) starte. Allerdings habe ich schon wieder etwas Muffensausen, dass das dieses Jahr mit dem BiMa wieder nichts wird. Letztes Jahr hatte ich ja die Probleme mit meinem rechten Sprunggelenk und die letzten Tage bahnt sich eine Erkältung an. Meine Freundin liegt schon seit einer Woche flach und auch ihr Vater hat es auch an sich.

Als ich Montagmorgen aufgewacht bin, hatte ich leichten Schnupfen und ein leichtes Kratzen im Hals. Sofort habe ich mich in der Wohnung der Eltern meiner Freundin auf die Suche nach Ingwer und heißer Zitrone gemacht und bin auch fündig geworden. Seit Montag gibt es also jeden Tag mindestens eine heiße Zitrone und ein Daumennagel großes Stück Ingwer und meine Symptome haben sich zumindest nicht verschlimmert. Gestern hatte ich noch etwas Schnupfen, Kopfweh und Kratzen im Hals, so plagt mich zurzeit nur noch der Schnupfen etwas. Wollen wir hoffen, dass es dabei bleibt bzw. sich dieser auch noch verzieht.

an der Silberklippe
Der Lauf in der hessischen Schweiz am Samstag war mal wieder phänomenal. Freitag war ich noch mit Freunden und Bier unterhalb der hessischen Schweiz ca. 14 km wandern und am Montag wollte ich eigentlich direkt wieder auf ein kurzes Ründchen und zum Bärlauch sammeln da hoch, bei meinem Gesundheitszustand wollte ich aber kein Risiko eingehen und blieb zu Hause.

Gestartet bin ich diesmal in Neuerode, der Ort liegt dem Heimatort meiner Eltern etwas näher als mein üblicher Startpunkt Hitzelrode, und es ging erstmal am alten Steinbruch vorbei in Richtung Meinhardsruh. Hier war ich als Kind sehr oft unterwegs und ich wollte die Gegend mal wieder erkunden. Damals stand hier noch eine alter Bretterbude, in der einige alte Baumaschinen standen, davon war aber keine Spur mehr. Auch den Steinbruch selber habe ich nicht direkt in Augenschein genommen, sondern ich bin vorher schon rechts den Berg hoch. Hier oberhalb des Steinbruches sollte dann die Tage wohl auch das Osterfeuer stattfinden, worauf der Holzhaufen und die Biertischgarnituren schließen ließen. Eine wirklich schöne Location, von der aus man bestimmt auch noch mehr Osterfeuer im Tal sehen konnte.

Gleitschirmstartplatz
Als nach dem ersten Downhill die ersten Gleitschirme über mir zu sehen waren, sah ich mich schon auf Höhe des Gleitschirmstartplatzes. Also bin ich spontan links den ziemlich steilen Berg hoch, um mir die Starts mal aus der Nähe anzuschauen. Ich staunte nicht schlecht, als ich plötzlich auf der Silberklippe stand und noch circa 3 km von dem Startplatz entfernt war. Da habe ich mich dann wohl mal wieder etwas vertan, aber so kam ich in den Genuss des Ausblickes und des anschließenden Singletrails. Der Grenzweg, wie er genannt wird, ist ein schöner schmaler Weg direkt am Hang über Kella durch den Wald und ein riesiges Bärlauchfeld.

ein weiteres Stück dt. Geschichte
Als Gleitschirmflieger muss man wirklich fit sein. Man sitzt da ja nicht nur faul in seinem Gleitschirm, sondern muss auch den ganzen Weg vom Tal mit einem riesen Rucksack wieder hoch auf den Gipfel. Umso schneller man dabei ist, umso öfters kann man den Tag über dann natürlich auch abspringen. Und auch das Aufstellen des Gleitschirmes verlangt einiges an Übung. Man hat sofort gesehen, wer das schon länger macht und wer nicht. Während einige den Schirm aufgestellt haben und direkt losgeflogen sind, brauchten andere zig Versuche. Es gab auch jemanden, der hat in den bestimmt 15 Minuten, die ich da gestanden habe, es trotz circa 7 Versuchen nicht geschafft den Schirm aufzustellen.

am Uhlenkopf
Vom Startplatz ging es dann über den Kolonnenweg Richtung grünes Band, wo damals die innerdeutsche Grenze stand. Hier steht auch noch ein Stück Grenzzaun und man kann eine Stasi-Schleuse bewundern. Das ist aber eigentlich nichts anderes als ein kleiner, 40 m langer Abwasserkanal unter der Grenze hindurch. Normalerweise würde ich hier jetzt weiter Richtung Norden auf dem wirklichen geilen Premiumwanderweg P16 Richtung Asbach-Sickenberg laufen, aber wegen des anstehenden Ultramarathons beließ ich es dieses Mal bei einer kleineren Runde.

auf dem Hohestein
Auf dem Weg nach Hitzelrode, wo ich mir kurz vor der Rückkehr ans Auto eine Cola gönnen wollte, nahm ich noch allerlei Aussichtspunkte mit und schoss ein paar sehr schöne Fotos. Im Naturhotel Hessische Schweiz in Hitzelrode gab es dann aber nur 0,5 l-Colaflaschen und ich war etwas besorgt, ob mein Magen das verkraftet. Auf den letzten 5 km gab es aber tatsächlich keine Komplikationen und ich konnte auch mit dem halben Liter Cola im Magen noch ganz gut weiterlaufen.

Angesichts des Höhen- und Bodenprofils war ich mit 2:15 Stunden auf 22,6 km, was einem Schnitt von unter 6:00 min/km entspricht, mit circa 700 Höhenmetern recht flott unterwegs. Ich glaube, das Tempo werde ich beim Bilstein-Marathon aber nicht halten können.


22,6 km - 725 Höhenmeter - 2:15 h

Mittwoch, 10. April 2019

mein erster flacher Straßenmarathon

Obwohl ich schon sehr lange Laufe und auch schon den ein oder anderen Ultratrail hinter mir habe, so bin ich noch nie einen flachen Straßenmarathon gelaufen. Über die Marathondistanz war das überhaupt erst mein zweiter Lauf und mein erster war ja beim Bilstein-Marathon 2016, allerdings gleich mit 1.100 Höhenmetern. Da ich absolut keinen Anhaltspunkt über eine mögliche Zielzeit hatte, habe ich mal meinen kürzlich aufgestellten 10 km-Rekord von 44:00 Minuten als Anhaltspunkt genommen. Diverse Laufzeitberechnungen erzählten mir was von unter 3:30 Stunden und so nahm ich die Herausforderung an.

kurz vor dem Start
Mein Training auf Geschwindigkeit im ebenen Flachland bezog sich bisher nur darauf die 10 km-Zeit zu verbessern, von einem Marathon ist das also weit entfernt und so richtig Lust auf den Marathon hatte ich ehrlich gesagt auch nicht. 3,5 Stunden pure Quälerei mit stupiden Tempo halten und bis zum Schluss auf die Zähne beißen. Ich habe mich damals aber angemeldet, da der 1. Werratal-Marathon gleich um die Ecke meiner Heimat war und ich mal testen wollte, zu was ich in der Lage bin.

1,5 Wochen vor dem Marathon absolvierte ich einen Halbmarathon-Testlauf über 21,1 km in 1:44 Stunde und da wusste ich schon, dass das auf die doppelte Distanz echt hart wird, aber machbar ist. Immerhin bin ich die Zeit nach der Arbeit im Training ohne Wettkampf-Adrenalin und -Anspannung gelaufen. Vor dem Rennen habe ich mir dann nochmal das Höhenprofil angeschaut und mir eine Renntaktik zurecht gelegt.

da ist man als Trailrunner schon etwas traurig, dass man unten auf der Straße rumläuft

Auf den ersten 10 km ging es stetig leicht von 230 auf 380 m über Normal Null nach oben, anschließend ging es kurz, aber heftig, nach unten. Am höchsten Punkt wurden wir von einer Straßenmarkierung "Höchster Punkt" begrüßt und danach ging es nur noch flach an der Werra entlang. Die ersten 10 km wollte ich also eher etwas langsamer angehen, so um die 5:00 min/km. Wie so oft habe ich mich daran aber nicht gehalten und das sollte ich später noch bereuen. Dabei lief ich eine Zeit sogar mit einem erfahrenen Läufer vom PSV Grün-Weiß Kassel, der die ersten Kilometer ebenfalls mit 5:00 min/km laufen wollte. Meine Uhr zeigte mir allerdings einen Pace von 5:10 min/km an und das war mir doch etwas zu langsam. Also ließ ich ihn hinter mir, was nicht besonders schlau war. Schon wenige Zeit später überholte er mich wieder.

Die Halbmarathondistanz war überhaupt kein Problem für mich und meine Uhr sagte mir selbst bei Kilometer 27 noch einen Zieleinlauf nach 3:28 Stunden voraus, allerdings merkte ich schon da, dass ich das Tempo wohl nicht halten werden kann. Nach 20,5 km bog ich zudem auf einen schönen Singletrail entlang der Werra ein, was mich nochmals pushte. Der Weg war echt schön - bewaldet und direkt neben der Werra - und ging auch durch ein Bärlauchfeld hindurch.

man sieht mir die Anstrengung an
Nach 27 Kilometern kam dann aber schon so langsam der Einbruch. Die Pausen bei den Versorgungsstationen wurden wesentlich länger als geplant und nach der letzten bei Kilometer 38 dachte ich mehrmals ans Aufgeben. Nach dieser letzten Versorgungsstation, an der ich mir eine Cola und einen Eistee gegönnt hatte, fiel es mir unheimlich schwer weiterzulaufen. Mein Tempo lag teilweise über 5:30 min/km und ich war sogar schon dabei ins Gehen überzugehen, aber ich riss mich nochmal am Riemen und biss auf die Zähne.

Nach 3:31:50 Stunden war die Quälerei dann endlich zu ende und ich verbrachte einige Minuten zusammengesackt und fix und fertig auf der Bordsteinkante. Das Aufstehen war mit einer ungemeinen Anstrengung und Qual verbunden und ich legte mich dann auf die Wiese neben dem Zieleinlauf, denn ein weiterer befreundeter Läufer, den ich nur am Start kurz sah und mit dem ich unter anderem auch den Urwaldsteig um den Edersee bezwingen wollte, müsste auch bald eintrudeln. Erst bei der Siegerehrung, bei der ich auf einen Platz auf dem Siegertreppchen meiner Altersklasse gehofft hatte, wurde er als Zweitplatzierter meiner Altersklasse aufgerufen. Er war tatsächlich bereits nach 3:09 Stunden im Ziel, ich habe ihn also deutlich unterschätzt. Ich wurde nur vierter und verpasste so den Sprung auf das Treppchen.

42 km - 306 Höhenmeter - 3:30 h (Nettozeit abzügl. Verpflegungsstopps)

Bei der Siegerehrung unterhielt ich mich noch etwas mit dem Läufer vom PSV Grün-Weiß Kassel und holte mir unter anderem einige nützliche Tipps bezüglich der Regeneration ein. Leider hatte ich weder Sauna, noch Eisbeutel, eine heiße Badewanne oder die Blackroll dabei. Bei letzterem müsste es wahrscheinlich auch eher heißen zum Glück. ;-)

Ob ich mir nochmal so einen Straßenmarathon antun werde weiß ich nicht. So viel Schönes wie auf längeren Trailläufen war nämlich nicht dabei und wie bereits gesagt hieß es die ganze Zeit nur Tempo halten und auf die Zähne beißen. Die Organisation und die Strecke war für einen Straßenmarathon(!) aber absolut erstklassig. Man lief, wie der Name schon sagt, durch das Werratal und als Trailläufer war man schon das ein oder andere Mal etwas traurig, dass man nicht oberhalb der Klippen unterwegs war.