Donnerstag, 28. März 2019

El(b)paradiso und das kommende Abenteuer in der Schweiz

Wallis (Schweiz) hoffentlich sieht das meine Freundin nicht ;-)
Es war mal wieder so weit, ich durfte mit gestandenen Ultraläufern ein Wochenende im Elbsandsteingebirge verbringen. So richtig fassen kann ich es immer noch nicht, dass ich so ein verdammtes Glück hatte, mit den Leuten in Kontakt gekommen zu sein und dass die mich Anfänger in ihren Reihen aufgenommen haben. Auch wenn ich mittlerweile schon den ein oder anderen Traillauf und Ultratrail hinter mir habe, so bin ich immer noch das Küken in der Gruppe. So war ich auch zum Beispiel noch nie in den Alpen, aber auch das soll sich ändern. Im Juni geht es an den Königssee und im August darf ich mit nach Wallis in die Schweiz. Irgendwie geht es da eine Woche durch die Alpen nach Italien und so. So richtig weiß ich noch nicht, was mich auf der Tour erwartet (ich habe aber schon echt krasse Fotos, zum Beispiel von Klettersteigen, gesehen) und wo es lang geht, aber alles, was ich an Ausrüstung benötige, wird mir gestellt. Es wird also wohl nicht beim reinen Laufen bleiben und auch etwas anspruchsvoller als im Elbsandsteingebirge werden. Ich bin so aufgeregt und hoffe nur, dass ich für den Zeitraum auch Urlaub bekomme. Durch meine zahlreichen Aktivitäten (Elbsandsteingebirge, Gardasee, Königssee, Open Flair...) muss ich so langsam an mein Überstundenkonto ran.

Tourstart am Samstag
Jetzt aber erstmal zum letzten Wochenende im Elbsandsteingebirge. Donnerstag lief ich 2,5 km zur Autovermietung, denn irgendwie hatte niemand von uns ein Auto parat. Also mietete ich ein Auto und holte auf dem Weg zur Ostrauer Mühle noch zwei Kollegen in Göttingen ab. Während die beiden abends um 21 Uhr nochmal schnell die Straße hoch- und runterliefen, machte ich es mir schon im Bett bequem. Meine Beine taten immer noch von den schnellen 10 km am Vortag weh und am nächsten Morgen erzählen sie dann was von einem lockeren 10 km-Lauf in 45 Minuten, das ist fast meine Bestzeit. Leider hatte ich auch am Freitag noch den Mittwochslauf in den Knochen und so war ich gar nicht böse drum, dass wir vormittags nur eine kleine 15 km-Runde drehten. Im Laufe das Tages gesellten sich noch zwei Damen zu unserem kleinen Grüppchen hinzu, die dann jeweils ihre eigene kleine Erkundungstour starteten. Abends kam dann noch unser Local Guide aus Dresden und damit war unsere Gruppe auch schon komplett.

Wer findet den Trailrunner?
Das Wetter am Langen-Lauf-Samstag war absolut perfekt. Was das Wetter anging, hatten wir wirklich mega Glück. Am Schnell-noch-ein-letzter-Lauf-bevor-es-zurück-geht-Sonntag hatte sich der Himmel schon wieder zugezogen und es war 10° C kälter, aber immer noch trocken und angenehm zu laufen. Unser Guide führte uns wieder größtenteils abseits der Touristenautobahnen durch das Elbsandsteingebirge und es gab auch den ein oder anderen krassen Auf- und Abstieg. Leider mussten wir nach nicht mal 6 km schon einen Ausfall beklagen, eine Dame von uns ist beim ersten Abstieg umgeknickt. Wir haben sie noch bis zum nächsten breiteren Weg gebracht und von dort aus hat ihr Freund sie dann bis zur Unterkunft begleitet - und das alles 4 Wochen vor deren Madeira-Urlaub und der Teilnahme am MIUT. Ich kann sehr gut nachfühlen, wie sie sich gefühlt haben muss. Auch ich habe damals geweint, als ich zum wiederholten Male umgeknickt bin und meine ganzen Pläne, wie zum Beispiel den BiMa, mal wieder über den Haufen werfen musste. Madeira wird aber trotzdem ein schönes Erlebnis und wandern wird sie bis dahin auf jeden Fall wieder können.

Kipphornaussicht
Auf unserer Runde stießen wir auch auf zwei sehr geile, lange, anspruchsvolle Trails, die wir hinunter geballert sind. Einmal ging es runter zu den Quenenwiesen und einmal dann von der Kipphornaussicht hinunter nach Schmilka in die Bio-Bäckerei. Bei letzterem vergaß ich leider an der Kipphornaussicht die Starttaste meiner Uhr zu drücken, was ich erst unten in Schmilka bemerkte, als ich die Zeit während unseren längeren Aufenthalts dort wieder stoppen wollte. In Schmilka trafen wir auch auf weitere Trailläufer, unter anderem auf einen mit Ohrstöpseln in den Ohren. Der wird so nie in der Natur ankommen. Auf dem Weg zum Frühstücksplatz wurden wir von einer Gruppe junger Bergsteiger angemault, dass das hier kein Jogginggebiet sei. An sich kann ich die Reaktion in den Klettersteigen und an den steilen Berghängen schon nachvollziehen, aber der Unterton hat uns gar nicht gepasst. Zumal sie ja auch nicht wussten, wen sie vor sich hatten und wie viel Erfahrung wir schon haben - von mir mal abgesehen. ;-)

Flößersteig
Am Sonntag liefen wir dann nochmal über den Flößersteig in Richtung Kuhstall, wo ich dem Guide auch mal einen coolen Singletrail zeigen konnte, den ich auf meiner letzten Solotour gefunden hatte. Am Kuhstall teilten wir uns dann wieder auf. Die letzte verbliebene Dame hatte noch wesentlich mehr Zeit als wir und wollte noch ein paar Stunden gemütlich durch das Elbsandsteingebirge laufen. Die zwei schnellen Kollegen wollten mal etwas mehr Gas geben und so hängten der Guide und ich uns dran und versuchten das Tempo zu halten. Während der Guide ziemlich schnell das Handtuch warf, habe ich mich durch das Gebirge ziehen lassen. Es hat verdammt viel Spaß gemacht die anspruchsvollen Wege auch mal etwas schneller als sonst anzugehen. In einer größeren Gruppe ist das meist ja nicht möglich, was aber auch vollkommen okay ist.

15,1 km - 668 Höhenmeter - 2:09 Std.

30,3 km - 1737 Höhenmeter - 5:27 Std.

17,1 km - 554 Höhenmeter - 2:19 Std.


Mittwoch, 27. März 2019

neue 10 km-Bestzeit

Eigentlich wollte ich nur mal wieder die 10 km in unter 45 Minuten laufen, heraus sprang jedoch eine neue Bestzeit. Bedanken darf ich mich auch bei dem unbekannten Marathon-Team-Läufer.

Ich war pünktlich am Treffpunkt zum Lauftreff, fand aber natürlich keinen Mitstreiter, der das Tempo mit mir gehen wollte. So scherte ich nach 500 Metern und nach dem Warmlaufen, ich war ja schon 1,5 km zum Treffpunkt gelaufen, aus und gab Gas. Wie immer war ich erst viel zu schnell unterwegs und ich musste meinen Pace erst finden.

Nach 3 km dachte ich mir: "Ach, wie geil! Das läuft ja wie am Schnürchen, das wird bestimmt ein neuer Rekord." Nach 4 km dann: "Ob ich die 10 km heute überhaupt schaffe?" So schnell kann ein kleines Tief kommen, wenig später aber auch wieder verschwinden.
Als nach 7 km jemand mit einem Kassel Marathon-Team-Laufshirt ohne Probleme an mir vorbeigezogen ist, habe ich mich etwas ziehen lassen. Er war zwar immer noch wesentlich schneller als ich, aber der Abstand wurde nicht ganz so groß. Trotzdem hatte er bestimmt schon 1 km Vorsprung, als er zum Traben überging und ich ihn überholte. Eigentlich hätte ich mich gleich für das Ziehen bedanken sollen.

Die restlichen 1,5 km lief ich dann noch in dem Tempo zu ende und als ich zu Hause am Rechner meine 20 500 m-Zeiten zusammengezählt habe, kam es zu der Riesen Überraschung. Ich habe dreimal nachgeschaut, ob ich nicht vielleicht eine Zeit vergessen habe. Dann wäre ich aber auch fast 49 Minuten auf den 10 km unterwegs gewesen und das wäre definitiv zu viel gewesen. Ich habe meinen bisherigen Rekord vom Frankfurt Marathon um 6 Sekunden auf 44:06 Minuten verbessert.

13,5 km - 48 Höhenmeter - 1:03 h

Sonntag, 10. März 2019

Spendenliste März 2019

DatumKilometerArtMultiplikatorSpendeKommentar
05.03.201911,03 kmLauf0,1 €/km1,10 €10 km mit 5:00 min/km
07.03.201912,72 kmLauf0,1 €/km1,27 €10 km mit 4:30 min/km
10.03.201917,29 kmLauf0,1 €/km1,73 €schnelle Habichtswaldsteig Extratour H2
11.03.201913,03 kmLauf0,1 €/km1,30 €Lauftreff alleine, zu schnell für den Rest
14.03.201911,81 kmLauf0,1 €/km1,18 €Intervalle im Regen
17.03.201918,93 kmLauf0,1 €/km1,89 €Rund um Bad Hersfeld
20.03.201913,45 kmLauf0,1 €/km1,35 €10 km in 44:06 min, neue persönl. Bestzeit
21.03.20192,55 kmLauf0,1 €/km0,26 €Mietwagen abholen
22.03.201915,14 kmLauf0,1 €/km1,51 €erste kleine Runde durch das Elbsandsteingebirge
23.03.201930,27 kmLauf0,1 €/km3,03 €mit einem Local Guide durch das Elbsandsteingebirge
24.03.201917,13 kmLauf0,1 €/km1,71 €noch eine schnelle Runde, bevor es wieder nach Hause ging
27.03.201925,12 kmLauf0,1 €/km2,51 €Testlauf für den Werratal-Marathon
März 201918,84 €stand 10.04.2019

18,84 € finde ich etwas mickrig, weswegen ich mit diesem Monat eine Neuerung einführe. Sollte der Spendenbetrag am Ende des Monats unter 20,00 € liegen, dann werde ich meine Radtouren abzüglich der Pendelfahrten ebenfalls mit 0,1 €/km vergüten. Ich hoffe doch, dass mein Rennrad jetzt nach dem Winter wieder etwas öfters zum Einsatz kommt.

DatumKilometerArtMultiplikatorSpendeKommentar
20.03.20193,28 kmRad0,1 €/km0,33 €defektes Handy abholen
28.03.20195,99 kmRad0,1 €/km0,60 €Geld holen und was essen
29.03.201950,03 kmRad0,1 €/km5,00 €Kassel > Oetmannshausen
März 20195,93 €stand 10.04.2019

Mission "an der Schnelligkeit arbeiten"

Dass ich bei Trailläufen beim bergauf Laufen und auch im Flachen eher durchschnittlich bin, liegt sicherlich auch daran, dass ich Trailläufe bisher immer als Genussläufe angesehen habe. Daran ist per se natürlich nichts falsch, aber wenn man bei Wettkämpfen auch mal schneller unterwegs sein will, dann kann man nicht immer im Wohlfühltempo unterwegs sein. Downhills kann ich ja schon recht gut, was sicherlich auch an der Technik liegt. Bergab laufen vergleiche ich gerne mit dem Schwimmen, wo auch sehr viel von der Technik abhängt.

die neuen Schuhe gleich mal artgerecht einweihen
Ich laufe die 10 km zwar in 44 min, was ich für mich persönlich schon recht flott finde, und ich laufe auch mal Intervalle und Tempoläufe nach einem "10 km in 42 min"-Trainingsplan, aber diese halt nur im Flachland. Beim Trailrunning profitiert man davon natürlich auch, aber nicht so sehr, als wenn man die schnelleren Läufe auch mal im hügeligen oder bergigen Gelände absolviert.

Laut meinem "10 km in 42 min"-Trainingsplan waren heute eigentlich flache 18 km mit 5:25 min/km und eine maximale HF von 75-80% angedacht. Durch die Höhenmeter und den schwierigen Untergrund war der Lauf im Endeffekt natürlich sehr viel anstrengender, auch wenn ich mit 5:35 min/km etwas langsamer unterwegs war, und meine durchschnittliche HF lag schon bei 80%. (max. HF 96%) Mit dem ruhigeren, langen Lauf am Wochenende hatte das also wenig zu tun. Mal schauen, wie sich mein Trainingsplan die nächsten Tage gestaltet. Hier noch ein kurzer Bericht von heute:

So ging es heute mal wieder auf die Habichtswaldsteig Extratour H2 und diesmal wollte ich etwas mehr Gas geben. Das war sogar mein erstes schnelles Trailtrainingsläufchen. Raus aus der Komfortzone und bis zum Ende das Tempo halten und auf die Zähne beißen. So schnell wie heute war ich, abgesehen von dem Coniston Halbmarathon im Lake District, noch nie auf einem Trail unterwegs. Die letzten 3 km waren zwar nochmal hart, aber alles in allem ließ es sich echt gut laufen. Auch die Bergaufpassagen bin ich, bis auf die extremen Steigungen am Dörn- und Schreckensberg, komplett durchgelaufen. Normalerweise gehe ich hier immer gerne sehr schnell ins Power- oder Speedhiken über.

Mit dem Wetter hatte ich richtig Glück. Es wurde eine Sturmwarnung ausgegeben, aber der ging erst so richtig los, als ich schon wieder zu Hause war. Auf dem Dörnberg war es zwar schon ordentlich stürmisch, aber nach dem Brockenlauf kann mich dahingehend so schnell nichts mehr erschüttern. Auch der Regen hat sich an meinen Lauf angepasst. Kaum bin ich los gelaufen, so konnte ich die Regenhose bereits nach kurzer Zeit ausziehen. Erst als ich im Café Helfensteine war und mir noch ein Stück Kuchen und einen Kaffee nach dem Lauf gegönnt habe, hat es wieder angefangen zu regnen. Als ich im Auto saß, öffnete der Himmel dann alle Tore.

Das Fast stammt aus dem Englischen und hat nichts mit dem deutschen Fast zu tun. ;-)
 

Donnerstag, 7. März 2019

Freitag, 1. März 2019

Der Jokertrail plus Demontrail (67 km mit 3.000 Höhenmeter) und die letzten Tage davor

Eine Woche vor dem Jokertrail habe ich mich mal wieder mit den Stöcken beschäftigt. Ich habe mir nochmal YouTube-Videos angeschaut und mir eine Strecke zurechtgelegt, welche ich beim Lebensbogen-Ultra kennengelernt habe. Über eine kleine Runde über den hohen Dörnberg kann man doch ganz gut Höhenmeter sammeln, am Ende kamen so nach 18 km 900 Höhenmeter zusammen.

Früher hatte ich ja immer das Problem, dass mein Puls beim Stockeinsatz so in die Höhe schnellte. Kein Wunder, wenn man aus dem Straßenmarathon kommt, eine Schrittfrequenz von um die 180 Schritte/min auf's Parkett legen und dabei die Arme samt Stöcken "richtig" einsetzen möchte. Bei meiner letzten Stocktrainingseinheit vor dem Jokertrail habe ich dann endlich ein richtiges Gefühl für die Stöcke bekommen und mich darauf festgelegt, dass ich die Stöcke auf jeden Fall mitnehmen werde.

Was das Problem mit dem Transport betrifft, habe ich auch schon eine halbwegs passable Lösung gefunden. Erstmal werde ich sie mir seitlich in den Rucksack stecken. So bekomme ich sie gut heraus, aber keinesfalls wieder dort hinein, ohne den Rucksack abzunehmen. Also sah mein Plan wie folgt aus: Die ersten 52 km mit 2.000 Höhenmeter (Jokertrail) packe ich die Stöcke erst gar nicht an und erst auf den letzten 15 km mit nochmal 1.000 Höhenmeter (Demontrail) kommen sie dann zum Einsatz, um mich auf der letzten harten Runde nochmal zu unterstützen.

Montag und Mittwoch war ich nochmal für ein paar ganz lockere Läufe beim Lauftreff (10-12 km mit 6 min/km und langsamer) und Freitagmorgen bin ich 7,5 km zur Arbeit gejoggt. Anschließend hat mich meine Freundin dann an der Arbeit abgeholt und es ging direkt nach Heidelberg, wo einen Tag später der Jokertrail stattfinden sollte. Wir waren gegen 17 Uhr in Heidelberg, wo ich mich erstmal bei der Lauforganisation gemeldet habe und wir vor der Wettkampfbesprechung um 19:30 Uhr noch was essen waren.

Der Lauf unterschied sich schon etwas von meinen bisherigen Trailwettkämpfen: Es gab keine Streckenmarkierung! Das war zwar beim Lebensbogen-Ultra auch schon so, aber da kannte ich mich aus und es war ja auch nur eine 10 km-Runde. Der Jokertrail mit dem Demontrail-Zusatz ging aber 67 km kreuz und quer durch mir unbekanntes Gebiet. Ich habe mir also extra kurz vorher noch ein Garmin GPSMAP 64s-Navigationsgerät gekauft und mir zusätzlich die Strecke noch als Wurmlinie auf meiner Uhr anzeigen lassen. Meine größte Sorge war eigentlich, dass ich mit meinem Navigationsgerät nicht zurecht komme, da ich es ja bisher noch nicht genutzt habe und ich die Bedienung schon etwas schwierig finde. Aber ich musste mir ja nur die Karte und die GPS-Route anzeigen lassen, das habe ich noch hinbekommen.

am Ende der Himmelsleiter
Anfangs hieß es eh nur sich in die Schlange einzureihen und der Meute zu folgen. Nach nicht mal 2 km kam dann schon das erste große Hindernis: Die Himmelsleiter lag vor uns. Über 1 km mit 300 Höhenmetern ging es hier über 1.200 Natursteinstufen steil nach oben. Ans Überholen war hier nicht zu denken und daran hatte ich hier auch gar kein Interesse. Wer das hier schon zu schnell angeht und sein Pulver verschießt, der wird es gegen Ende ganz, ganz schwer haben.

Am Ende der langen Treppe befanden wir uns auf dem Königstuhl, von wo aus es gleich wieder stark bergab hinunter zum Wolfsbrunnen in Schlierbach ging und von dort aus wieder hoch auf den Auerhahnenkopf. Dann ging es auch schon wieder hinunter bis fast zur Neckar, wo es dann auf einen kleinen Trail ging. Wäre ich da nicht mit einer Gruppe unterwegs, die die Strecke schon kannte, hätte ich hin bestimmt übersehen und so auch einige Höhenmeter gespart. Aber wir sind ja nicht hier um Höhenmeter zu sparen, sondern um genau diese zu bewältigen!

Nachdem wir die letzten Höhenmeter auf diesem Trail hinter uns hatten, ging es geradewegs hinunter zur Neckar und nach Ziegelhausen, wo der erste Verpflegungspunkt schon auf uns wartete. Wir mussten an einem Bahnübergang allerdings erstmal anhalten um einen vorbeifahrenden Zug durchzulassen. Wir überlegten kurz einen kleinen Umweg über die Unterführung zu nehmen, entschieden uns aber dagegen. Nicht sehr viel später trudelte der Zug dann auch ein.

Am Verpflegungspunkt hatte ich keine Ruhe, ich wollte gleich weiter. Allerdings dauerte es, bis man meinen Namen auf der Liste abgehakt hatte. Vor mir standen nämlich noch einige andere Leute, die ihren Namen nannten und der auf der Liste gesucht wurde. Beim anschließenden Aufstieg zum Tanzplatz kam es auch schon zum ersten Hindernis. Vor mir stand ein Schild, dass der Weg wegen Baumarbeiten gesperrt sei. Ich schaute auf meinem GPS-Gerät schon nach einer anderen Route und wurde auch fündig. Der Umweg wäre vielleicht keine 200 m lang gewesen, aber als alle anderen trotzdem den Weg gingen, ging ich ihn auch.

kurz vor dem langen Kirschbaum
Bis zum nächsten Verpflegungspunkt am langen Kirschbaum, welcher zweimal angelaufen, gab es keine nennenswerten Vorkommnisse. Nachdem ich dann auch Wilhelmsfeld passiert hatte, musste ich nach einem Wanderkindergarten einige umgestürzte Bäume umgehen und als wir den Verpflegungspunkt am langen Kirschbaum das zweite Mal passierten, folgte ich zunächst dem falschen Weg. Das bemerkte ich aber ziemlich schnell und sah auf der Karte auch sofort, dass ich gleich rechts abbiegen muss und so wieder auf den richtigen Weg treffen werde.

Nach 48 km zog ich dann schon meine Stöcke aus dem Rucksack, denn jetzt kam nochmal ein kleiner Anstieg, bevor es runter nach Heidelberg und dann zum Demontrail ging. Dieser hatte auf 15 kam nämlich nochmal 900 Höhenmeter und meine Beine wollte ich da so gut es ging schonen. Am Verpflegungspunkt in der Lotte traf ich dann auf einen Läufer, den ich auf dem Jokertrail schon öfters begegnet bin. Er wollte schon los, ich musste aber erstmal noch eine Kleinigkeit zu mir nehmen.

Auf dem Jokertrail waren es mir zu wenig Singletrails, aber der Demontrail war wirklich eine geile Extrarunde. Zunächst kamen wieder ein paar Treppen, aber zum Glück nicht annähernd so viele wie bei der Himmelsleiter. Nach dem ersten Downhill und beim nächsten Anstieg, der sich im Zick-Zack den Berg nach oben wand, traf ich dann auch wieder auf den anderen Läufer. Wir sollten uns im Laufe des Demontrails immer wieder begegnen. Er war bergauf schneller als ich, dafür lag ich beim Downhill wieder vorne.

Nach den ersten kleineren Up- und Downhills ging es lange bergauf zum Stickelsplatz, welchen wir auf dem Jokertrail schon passiert hatten. Diesmal nahmen wir aber einen anderen Weg. Nicht den breiten Forstweg, sondern einen geilen Singletrail. Es ging wieder richtig weit nach unten bis kurz oberhalb der Neckar und schon ging es wieder steil bergauf auf den Heiligenberg. Das war abgesehen von den Treppen der steilste Uphill des Tages. Der Weg war ein betonierter Fußweg und ich verfluchte den Organisator für diese Gemeinheit nach bereits 61 gelaufenen Kilometern.

Von hier aus ging es also wieder steil bergauf - bis in die Thingstätte, wo man abermals vor einigen Treppenstufen stand. Ich haderte kurz mit mir, nahm die Stufen dann aber in Angriff. Oben angekommen stand ich auch schon auf dem Heiligenberg, wo ich meinen Rucksack abnahm um die Stöcke wieder zu verstauen. Aus dem Nichts tauchte plötzlich der andere Läufer wieder auf, den ich eigentlich schon lange abgehängt glaubte. Selbst auf den langen Zick-Zack-Wegen hinauf zur Thingstätte sah ich ihn nicht. Ich ließ ihn weiterziehen und aß noch meinen angefangenen Riegel weiter.

Nach wenigen hundert Metern holte ich den anderen Läufer wieder ein und wir blieben fast die ganze Zeit bis zu dem berühmten Schlangenweg an der berühmten alten Brücke zusammen. Bergab lief ich ihm davon, das letzte kleine Stück bergauf holte er mich wieder ein. Ich musste aber auch immer wieder kurz stehen bleiben und mich orientieren, während er mir einfach folgen musste. Den Schlangenweg hinab nahm ich ihm aber wieder fast 2 Minuten ab und so holte er mich auch nicht mehr ein, als ich an einer roten Fußgängerampel halten musste. Ich dachte zunächst daran auf ihn zu warten und mit ihm gemeinsam ins Ziel zu laufen, aber er war außer Sichtweite. Von hier aus waren es nur noch 500 m bis ins Ziel, wo ich dann noch vor dem Zieleinlauf meine Freundin begrüßte, welche schon auf mich wartete.

Wie immer war dieser Lauf ein Auf und Ab, aber so richtig down war ich nicht ein einziges Mal. Wenn ich mal einen kleinen Hänger hatte, dann sagte ich mir, dass es bisher immer weiter ging und es auch wieder bergauf geht. Psychisch gesehen, nicht wortwörtlich. Da liegt mir bergab nämlich wesentlich besser. Im Nachhinein muss ich sagen, dass alles halb so wild war. Vielleicht hätte ich die ein oder andere Strecke auch schneller laufen können, aber das kommt mit der Erfahrung. Zurzeit hebe ich mir meine Energie lieber für das Ende auf, falls es nochmal schwieriger werden sollte. Ans Limit gegangen bin ich bei solchen Läufen bisher noch nicht. Außer beim Lebensbogen-Ultra, wo ich anfangs zu schnell unterwegs war und sich das später rächen sollte.

Zwei Tage später trudelten dann auch die offiziellen Ergebnisse ein. Beim Jokertrail wurde ich standesgemäß 23. von 119 Starter/inne/n. Beim Demontrail dann die riesen Überraschung. Platz 2 von 29! Allerdings auch mit einem Rückstand von über 1,5 Stunden auf den Erstplatzierten. Auch Fotos von mir fand ich und ich musste mal wieder mit Erschrecken feststellen, dass ich immer nur denke, dass ich im Vorderfußlaufen unterwegs bin. (siehe zweites Foto oben)