Mittwoch, 13. Februar 2019

81 km mit 2.400 Höhenmeter durch den Harz (Tag 2)

kurz bevor ich die Regen-
klamotten angezogen habe
Heute sollte der lange Lauf auf den Brocken stattfinden. Geplant waren ca. 43 km mit 1.100 Höhenmeter und wie immer war ich gespannt, was mich auf der Strecke erwartete. Die Wege waren deutlich weniger vereist als noch am Vorabend und so lief ich die ersten 11 km ohne Probleme. Einzig und allein der Regen nervte mich etwas, denn so musste ich mich bereits nach wenigen Kilometern das erste Mal umziehen. Windstopper aus, Regenklamotten an. Das Wetter war aber trotzdem alle mal besser als noch beim Frühstück, wo ich noch auf das Schlimmste gefasst war. Starkregen - von der Seite - nicht von oben. Neben gelegentlichen Regenschauern war nämlich auch eine Sturmwarnung ausgesprochen.

ein kleiner Vorgeschmack von
dem, was noch kommen sollte
Die Strecke war sehr abwechslungsreich. Zunächst ging es um den Okerstausee entlang auf betoniertem Fußweg, bevor es über einen Singletrail über den ersten Berg und in die Wälder ging. Anschließend lief ich lange auf einem breiten Forstweg entlang am Kellwasser, aber dank des Bachlaufes war die Strecke trotz des befestigten Weges recht schön. Kurz vor Torfhaus traf ich dann auf eine Kreuzung. Ein Weg verlief in eine ganz andere Richtung, ein anderer war gesperrt wegen Skibetrieb und der letzte war wegen umgefallenen Bäumen nicht begehbar. Ich entschied mich für den nicht begehbaren Magdeburger Weg, aber um auf diesen zu kommen, musste ich erstmal am Dammgraben entlang und mich durch ca. 30 cm hohen Schnee kämpfen. Plötzlich stand ich vor einer Sackgasse, die paar Spuren vor mir im Schnee endeten an einem kleinen nicht mal 1,5 m hohen, dunklen und langen Tunnel, durch den der Kellwasser lief. Der war sicherlich nicht für Fußgänger geeignet und ohne Gummistiefel nicht begehbar, aber vor mir deutete sich im Schnee ein Wanderweg Richtung Magdeburger Weg an. Hier kämpfte ich mich dann durch kniehohen Schnee den Berg empor und als ich oben ankam, war ich erleichtert, auf viele Spuren im Schnee zu stoßen. Wenn hier so viele Leute lang gegangen sind, dann kann das mit den Bäumen ja nicht so schwer werden. Dank des platt getretenen Schnees ließ es sich hier sogar etwas laufen, oft war die Steigung dazu aber zu steil.

da ging es hoch zum
Magdeburger Weg
Plötzlich verliefen sich die Spuren dann im Schnee aber und es waren nur noch vereinzelt welche zu erkennen. Das war dann wohl auch der Punkt, an dem viele umgedreht sind, weil sie sich nicht durch den Schnee und die umgefallenen Bäume an dem doch recht steilen Hang kämpfen wollten. Für mich war umdrehen keine Option, denn immerhin wollte ich unbedingt den Zieleinlauf der Brocken-Challenge auf dem Brocken sehen. Ich folgte also den Spuren über und unter Bäumen hinweg und kämpfte mich wieder durch kniehohen Schnee. Das ganze ging über 1 km so und dauerte 15 Minuten. Ich war zu dem Zeitpunkt zwar noch topp fit, aber ich wusste schon, dass mir das später noch nachhängen wird.

Endlich in Torfhaus angekommen sah ich auch, dass die Entscheidung richtig war. Wegen des Skibetriebes wäre der andere Weg nämlich wirklich gar nicht passierbar gewesen. Allerdings sah ich auch, dass es eine Umleitung um den Magdeburger Weg gab. Diese ist allerdings 4 km länger und hat nochmal gute 200 Höhenmeter mehr. Trotzdem war mir hier schon klar, dass ich später den Umweg in Kauf nehmen werde, weil ich diese Tortur nicht nochmal hinter mich bringen wollte. Von hier aus war es dann aber ein Leichtes den Brocken zu erreichen. Trotz der noch zu bewältigenden 300 Höhenmeter auf den nächsten 8 km Richtung Brocken lies es sich ganz gut laufen, der Weg war durch die unzähligen Touristen nicht zu verfehlen und gut begehbar.

fast oben
Erst kurz vor dem Gipfel kam es dann durch den aufkommenden Wind zu Schwierigkeiten. Sowas habe ich noch nicht erlebt, aber ich habe ja auch vieles noch nicht erlebt, was das Alpine betrifft. Die Bergwacht musste manchen Menschen über das Plateau helfen, damit diese nicht vom Wind weggeweht werden. Ich stemmte mich im 45° Winkel gegen den Wind und kam so der Bergstation immer näher. Vom Zieleinlauf der Brocken-Challenge war aber nichts zu sehen, wahrscheinlich auch wegen der Umstände. Auf einem Foto konnte ich später ein Zielbanner entdecken. Ich hatte absolut keine Ahnung, wie die das Teil jemals aufgehangen haben sollen. Der Bereich zu den Läufern war abgesperrt, also habe ich leider niemanden getroffen. Vielleicht wäre ich wegen meines Läuferoutfits trotzdem durchgekommen, aber ich habe mich nicht getraut einfach durchzugehen. Nachdem ich eine Weile in der Bergstation verbracht hatte und schon wieder nach unten wollte, kam doch gerade ein bekanntes Gesicht den Berg hochgeschossen. Wir haben kurz über unsere Pläne geredet (Elbsandsteingebirge im März, Wallis im August) und dann lief ich wieder nach unten. Auf dem Weg nach unten habe ich dann noch zwei Bekannte getroffen, welche schon vor einem Jahr ein Zimmer in der Bergstation gebucht hatten somit die Nacht dort verbringen wollten. Ganz ehrlich, ich kann mir nicht vorstellen, dass man bei dem Krach, den der Wind gemacht hat, schlafen kann.

wieder in Torfhaus, im
Hintergrund der Brocken
Nachdem ich Torfhaus wieder verlassen hatte, nahm ich dieses Mal die Umleitung um den Magdeburger Weg. Dieser führte über die Wolfswarte und endete natürlich ganz woanders, als bei meiner eigentlichen Route vorgesehen. Also bastelte ich mir schnell eine neue Route über den Schachtkopf, unterhalb des Schwarzenbergs entlang und über Altenau zurecht. So kamen am Ende 47 km mit 1.300 Höhenmeter zusammen und somit etwas mehr als geplant. Bereits auf dem Weg zur Wolfswarte hinauf war ich ziemlich am Ende und von dort aus waren es noch gut 15 km und einige hundert Höhenmeter. Spätestens hier merkte ich dann die Strapazen des Hinweges über den Magebdurger Weg. Auf der Wolfswarte erwartete mich aber ein Ausblick, der mich zumindest etwas für die Strapazen entschädigte. Anschließend folgte dann wieder ein 8 km langer Downhill, der trotz des Schnees echt gut zu laufen ging.

Panoramablick von der Wolfswarte
auf der Wolfswarte
Als ich Altenau passierte, musste ich noch über einen Berg hinweg. Das war aber alles halb so wild, denn nach 1 km ging es auf der anderen Seite schon wieder hinunter Richtung Okerstausee und Schulenberg. In Schulenberg musste ich dann wieder den Zick-Zack-Weg hoch Richtung Bergpension einschlagen und den habe ich dieses Mal echt verflucht. Gestern benötigte ich noch 3:50 min für die 0,2 km, heute 6:27.

auf dem Downhill von der Wolfs-
warte habe ich jemanden getroffen
Am Ende muss ich mal wieder sagen, dass alles halb so schlimm war und ich mich unterwegs aber teilweise ganz schön angestellt habe. Wenn man nach anstrengenden Stunden vor einem Berg steht und die Steigung einfach kein Ende nehmen will, dann kann man im Kopf schon mal resignieren. Weiter geht es aber immer irgendwie und das motiviert mich für die 66 km und 3.000 Höhenmeter am 23.02. in Heidelberg beim Demontrail. Bisher habe ich weder so eine Strecke, noch so viele Höhenmeter gemeistert. Insbesondere vor den Höhenmetern habe ich tatsächlich etwas schiss. Aber wenn es nicht klappen sollte, ich vielleicht nach 51 km im Ziel des Jokertrails aussteige und die Demontrail-Extrarunde nicht mehr antrete, dann habe ich zumindest an Erfahrung gewonnen und ein neues Ziel für das nächste Jahr.

46,8 km - 1.342 Höhenmeter - 5:41 Std.

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